Ganz klein kommt er daher, der große Polt. Zwar wird der Kabarettist, Filmemacher und Autor zu seinem 75. Geburtstag am Sonntag (7. Mai) mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises ausgezeichnet. Doch das schönste Geburtstagsgeschenk dürfte er sich selbst gemacht haben: ein Konversationslexikon im Westentaschenformat.
Von A wie Abstimmungsgesäße für "hoch dotierte Parlamentarier" bis Z wie Zwetschgenmanderl für "kleiner, mickriger Kerl" schreibt Polt gegen die "Begriffsvermummung" unserer Zeit an, wie er im Vorwort selbst meint. Und er will den Leser dazu ermuntern, es ihm nachzumachen und "ins Fettnäpfchen zu treten sowie sein eigenes Schmähpotenzial zu erweitern".
Interviews mag er nicht. Lieber steht er Abend für Abend auf der Bühne, oft zusammen mit den drei Well-Brüdern Michael, Karli und Christoph ("Stofferl") von der Musiker-Großfamilie, die einst als "Biermösl Blosn" für Furore sorgten. "Mutterhaus" des kongenialen Kabarett- und Musikquartetts sind die Münchner Kammerspiele. Dort knöpfen sich die satireverliebten Künstler in der Revue "Ekzem Homo" über Nachbarschaftsprobleme schon in der dritten Spielzeit das Spießbürgertum vor. "Der größte Feind des Menschen ist der Mensch", sagt Polt und kommt zu der Erkenntnis: "Es ist erstaunlich, zu welcher Hochform der Mensch auflaufen kann, wenn es um die Missgunst gegenüber seinem Nachbarn geht."
Der vielseitig Beschäftigte wuchs - evangelisch getauft - im streng katholischen Altötting und in München auf. Nach der Matura studierte er in München Politische Wissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte. Von 1962 an studierte er in Göteborg nordische Sprachen und lebte vier Jahre in Schweden. Nach seiner Rückkehr nach München arbeitete Polt als Übersetzer, Lehrer und Dolmetscher. Seit 1971 verheiratet, lebt Polt am oberbayerischen Schliersee. Er ist Vater eines längst erwachsenen Sohnes.
1976 trat er in München zum ersten Mal mit einem kabarettistischen Programm auf, anschließend erhielt er ein Engagement in Berlin. 1979 startete der ARD-Erfolgszwölfteiler "Fast wia im richtigen Leben". Es folgten Auftritte im legendären "Scheibenwischer". Polts erster Spielfilm "Kehraus" wurde ebenso ein Erfolg wie regelmäßige Kabarettprogramme an den Münchner Kammerspielen oder am Staatsschauspiel. 1988 kam sein Film "Man spricht deutsh" in die Kinos, in dem er zusammen mit Gisela Schneeberger das deutsche Urlaubsspießertum aufs Korn nimmt.
Sein vorerst letzter Film "Und Äktschn!" aus dem Jahr 2013 handelt von einem Provinz-Amateurfilmer, der mit einem Streifen über das Privatleben Adolf Hitlers nach Überwindung von allerlei Hindernissen einen von der örtlichen Bankfiliale ausgelobten Kulturpreis gewinnt. Zum Jahreswechsel wird Polt im Münchner Nationaltheater gastieren. Er spielt dann in der Johann Strauß-Operette "Die Fledermaus" den betrunkenen Gefängniswärter Frosch, eine hochkomödiantische Rolle.
Auszeichnungen hat der Welterklärer in seinem langen Künstlerleben genügend eingesammelt. 2001 erhielt er den Jean-Paul-Preis. Jetzt kommt der Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises dazu. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), dessen Partei Polt weiß Gott nicht schont, würdigt den Kabarettisten als "herausragenden Künstler, genauen Beobachter und profunden Kenner der bayerischen Mentalität".