Neben der Tätigkeit als Dancing-Star-Juror haben Sie eigene Tanzschulen in Györ und Wiener Neustadt. Bleibt da überhaupt Zeit, um etwas durch zu schnaufen?

BALAZS EKKER: Es ist momentan wirklich eine bewegte Zeit, aber ohne Bewegung gibt es keinen Erfolg und keinen Spaß, genau wie beim Tanzen.

Der ORF wählt ja nicht ohne Grund so verschiedene Charaktere in die Jury. Wem sind welche Rollen zugeteilt?

Viele mögen es vielleicht nicht glauben: Aber die Rollen werden nicht zugeteilt, sie entstehen. Anders könnte so ein Liveformat nicht derart lange überleben. Bei der Auswahl ist aber klarerweise wichtig, dass die Ausgewählten starke Persönlichkeiten sind, die sich trauen, in Konfliktsituationen Ecken und Kanten zu zeigen. Die Zusammenstellung ist natürlich beabsichtigt. Harmonie ist schön und gut. Aber wir leben bei der Show von den Pointen und brauchen sowohl die positiven als auch negativen Spannungen.

Die Frage muss kommen, also bringen wir sie gleich hinter uns. Sind Sie wirklich so ein böser Bub oder vielleicht doch eher der Kuschelbär?

Nein, nein. Weder noch. Meine Aufgabe ist es, die Leistung der Tänzer sachlich zu beurteilen. Ich muss nach der Entscheidung in den Spiegel schauen und meine Meinung öffentlich verteidigen können. Das ist nicht unbedingt leicht, weil Kritik zumeist negativ ausgelegt wird und die Leute persönlich trifft. Ich kann nicht oft genug betonen, dass ich nicht die Person beurteile, sondern einzig und allein den Tanz und die Darbietung.

Das heißt – um eine abgedroschene Phrase zu bemühen – „Ehrlich währt am längsten“?

Richtig. Man darf die Menschen nicht für dumm verkaufen. Diese „Mah war das super, super“-Kommentare fliegen sofort auf. Die Leute fragen sich: „Warum sagt der Juror das. Ich hab’s ganz anders gesehen.“ Man muss immer objektiv bleiben. Mein Job ist es, die Guten von der Masse zu unterscheiden und dem Publikum ein paar Tipps und Orientierungspunkte zu geben.

Was aber mit der Zeit schwieriger wird?

Wir lernen neben dem Tanzen auch die Person kennen. In den ersten drei, vier Shows tu‘ ich mir wirklich nicht schwer, sehe nur die Darbietungen. Danach ist es anders. Da sind dann sympathische Promis dabei und auch weniger sympathische. Das gilt es aber auszublenden. Da kann es schon passieren, dass ich sagen muss: „Ich hab‘ dich gern, aber das war ein Schmarrn.“ Deshalb lieb‘ ich diesen Job. Hier kann ich völlig unzensiert direkt die Wahrheit sagen.

Gehen Sie voreingenommen in die Sendung?

Nein, überhaupt nicht. Die Jury muss spontan sein. 15 bis 20 Minuten vor der Show kriegen wir einen Schnelldurchlauf – für eine erste Einschätzung und um die Reihenfolge zu kennen. Das war’s dann aber auch schon. Wir urteilen nach den zwei Minuten. Das Publikum sieht ja auch nur diese. Unsere Kommentare müssen zu dem passen, was die Zuseher gesehen haben.

Das Publikum sieht aber auch einen Zusammenschnitt der Trainingswoche. Lässt sich da nicht Meinung manipulieren, indem Promis vielleicht positiver dargestellt werden.

Eines hab‘ ich gelernt – und deswegen ist „Dancing Stars“ auch so erfolgreich: Lange kann sich keiner ducken. Ein, zwei Shows lang kann das egozentrische Rumpelstilzchen dem Publikum etwas vorspielen. Dann ist es aber vorbei. Intensives Tanzen holt die tiefsten und schlechtesten Facetten aus den Menschen raus.

Eine gern geteilte Meinung ist: Die Juroren verdienen sich dumm und dämlich. Trifft das zu?

Ich will nicht jammern. Ich bin zufrieden mit dem, was ich hab‘. Aber es ist weniger, als alle denken. In den vergangenen Jahren hat sich viel verändert. Die Wahrheit ist: Heute bist du gezwungen, bei allem, was du machst, in den Medien zu sein. Die Medien sind natürlich auch nicht blöd und nutzen das gnadenlos aus. Die wissen: „Ohne mich kommst du nicht weiter.“ Dementsprechend schrumpfen die Beträge. Wenn du nicht willst, kommt der nächste. Jeder ist ersetzbar. Ich habe meinen Platz gefunden und kann damit gut leben.

Wie lebt das Ehepaar Balazs Ekker und Ex-Dancing-Star-Tänzerin Alice Guschelbauer das restliche Jahr? Heuer gab und gibt es ja einiges zu feiern: Eure beiden 40er plus das zehnjährige Hochzeitsjubiläum?

Von unseren Tanzschulen in Györ und nun in Wr. Neustadt. Und von Workshops, die wir gemeinsam abhalten. Im Frühjahr ist wahnsinnig viel los. Das bringt natürlich private Pläne durcheinander. Aber wir holen das schon nach, verschieben halt unsere Geburts- und Hochzeitstage eben in den Sommer.

Wie habt Ihr Euch kennengelernt?

GUSCHELBAUER: Ende der 90er in meiner Heimat, in Innsbruck. Die Tochter der Tanzschule war immer auf der Suche nach internationalen Partnern. Jede Woche ist ein anderer gekommen. Einmal war‘s dann eben dieser Ungar. Ich hab‘ mir gedacht: „Jo, isch eh ein ganz ein Netter.“ Am Anfang hat er ein bisserl wenig geredet. Das hab‘ dann ich übernommen.

Heute lebt ihr in Ungarn und redet viel miteinander. Wie eigentlich?

EKKER: Es ist ein Misch-Masch aus deutsch und ungarisch. Lustig wird’s, wenn wir unterwegs sind - zuletzt passiert bei einem Workshop im Hotel Spirit in Bad Sarvar – also in Ungarn, mit vorwiegend deutschsprachigen Kursteilnehmern. Ich war in Hochform, habe meine besten und lustigsten Sprüche rausgehauen – von den Tänzern aber nur fragende Blicke zurückbekommen. Erst dann merkte ich: Hoppla, ich hab‘ mit den Österreichern ungarisch geredet.