Camelot: Diesen Namen, angelehnt an den Hof des mythischen König Artus, gab Jacqueline Kennedy der Präsidentschaft ihres Mannes John F. Kennedy, die mit dem Attentat am 22. November 1963 ein tragisches Ende fand. "Menschen glauben gerne an Märchen", sagt Natalie Portman in der Titelrolle der vielschichtigen, bewegenden Charakterstudie "Jackie". Nun läuft sie in unseren Kinos an.
Portman hat sich für ihre nuancierte Darstellung beeindruckend genau vorbereitet, die Bewegungen Kennedys ebenso übernommen wie deren hauchende Stimme. Geradezu hypnotisierend sind die Szenen, in denen Jackie nur für sich ist, sich nach dem Attentat Blut aus Gesicht und Haaren wäscht, oder wenige Tage später alleine durch die Räume des Weißen Hauses streift, Wodka trinkt, verschiedene Kleider anprobiert und das Lied aus dem Lieblings-Musical ihres Mannes, "Camelot", hört - ein kurzer, bizarrer Bruch mit dem nervösen, Streicher-lastigen Soundtrack von Mica Levi.
Portmans größte Leistung ist die, ihrer Figur stets eine Widersprüchlichkeit zu bewahren, zwischen Contenance und Trauer, Imagepflege und Zerbrechlichkeit - ob in ihren unmittelbaren Reaktionen auf die Tragödie, in ihren Verhandlungen um die Verabschiedung ihres Mannes oder im Gespräch mit dem Journalisten, dem Priester (John Hurt), ihrer engsten Mitarbeiterin Nancy (Greta Gerwig) oder ihrem Schwager Bobby (stark: Peter Sarsgaard). So intim dieses Porträt ist und so oft wir Jackie in fast schmerzhaft naher Großaufnahme sehen: Hier wird nicht vorgegeben, "die eine Jackie" zu zeigen. Stattdessen wird eine Ikone, die selbst mitunter nicht mehr zwischen Realität und Performance zu unterscheiden vermag, gelungen vermenschlicht.