Mehrere Künstler und Architekten protestieren gegen die geplante Aufstockung des Winterthur-Gebäudes am Karlsplatz. Das zwischen Wien Museum und Karlskirche gelegene Gebäude der Zurich-Versicherung soll parallel zum Umbau des Wien Museums erhöht werden. Die Initiative "Rettet die Karlskirche" befürchtet, dass die Karlskirche dadurch nicht mehr optisch frei stehend erscheinen würde.

"Eine Aufstockung würde zu einer weiteren Bedrängung der Karlskirche führen", sagte Architekt und Denkmalpfleger Friedmund Hueber in einer Pressekonferenz am Freitag. Die Initiative, der unter anderem der Künstler Erwin Wurm sowie der ehemalige Kunsthallen-Direktor Gerald Matt angehören, hat eine Petition gestartet, die laut Organisatoren bisher von etwa 5.800 Personen online auf www.rettetdiekarlskirche.at unterzeichnet wurde.

Wollen die Karlskirche 'retten': Gerald Matt, Friedmund Hueber und Erwin Wurm
Wollen die Karlskirche 'retten': Gerald Matt, Friedmund Hueber und Erwin Wurm © APA/HERBERT PFARRHOFER

Als Reaktion auf den geplanten Dachausbau des Wien Museums beschloss die Zurich-Versicherung, den 1971 errichteten Bau des Architekten Georg Lippert zu sanieren und um zwei Etagen und ein Staffelgeschoß aufzustocken. Dieser Zubau würde regelrecht an der Karlskirche "kleben", kritisieren die Vertreter der Initiative. Der Abstand betrage nur rund drei Meter, während der Abstand auf der anderen Seite der Karlskirche mehr als das dreifache betrage. Dadurch erscheine die Karlskirche derzeit optisch frei stehend. Die Karlskirche sei "das Hauptjuwel, nachdem der Platz benannt ist, und Solitäre stehen alleine", sagte Hueber.

"Dieses Projekt hier am Karlsplatz zerstört die Integrität der Karlskirche nachhaltig", meinte Matt. "Die Karlskirche ist einer der wichtigsten Barockbauten Mittel- und Nordeuropas." Sie sei "der Star des Platzes" und "eines der Landmarks unserer Stadt", sagte er. "Die Aufstockung würde das architektonische Gleichgewicht und das gesamte Erscheinungsbild des Platzes stören", so Matt. "Das ist erstens viel zu hoch und zweitens viel zu nah drangebaut", kritisierte auch Wurm die Pläne.

Mögliche Lösungsansätze

Der Dachaufbau des Wien Museums sei dagegen unter jenen Möglichkeiten, die es gegeben habe, "eine gute Lösung", befand Hueber. Das Winterthur-Gebäude müsse jedoch auf jeden Fall von der Karlskirche abgerückt werden. Geschehe das, könne er sich auch einen Aufbau vorstellen. "Wenn dort schon gebaut wird, dann ist unsere wichtigste Forderung, dass das Gebäude abrückt und zwar um drei Fensterachsen, sodass mindestens die gleiche Breite entsteht, wie sie auf der anderen Seite durch die Argentinierstraße besteht", schlug er vor. "Das lässt sich fachlich argumentieren, das ist keine Gefühlsduselei", betonte Hueber, der sich auf die Formensprache der Ringstraßenarchitektur berief.

Die Karlskirche - gleich daneben das Winterthurgebäude
Die Karlskirche - gleich daneben das Winterthurgebäude © APA/HERBERT PFARRHOFER