Bogdan Roščic ist ein Quereinsteiger - eine Definition, die auf den 52-Jährigen auch schon vor seiner Designierung zum Wiener Staatsopern-Direktor ab 2020 zutraf. Vom Philosophiestudenten über den Journalisten wandelte sich der gebürtige Serbe zum Radiomacher und schließlich zum Musikmanager. Da erscheint der Posten des Operndirektors nur als eine weitere Wendung in einem wandlungsreichen Leben.
Geboren wurde der künftige Opernchef am 14. April 1964 in Belgrad, von wo aus seine Eltern 1974 nach Linz emigrierten. Der Neoösterreicher ging in der oberösterreichischen Landeshauptstadt in die Schule, bevor er in Wien Philosophie und Musikwissenschaft studierte - und mit einer Dissertation über Theodor W. Adorno abschloss.
Journalist
Danach begann das erste berufliche Leben des vielseitigen Roščic - das als Journalist. Zunächst arbeitete er nach dem Studium ab 1989 für das Kulturressort der "Presse", bevor er 1991 zum Ressortchef für Medien, Medienpolitik und Pop beim "Kurier" avancierte. Zwei Jahre später folgte der Wechsel zum ORF, wo er zunächst Musikchef des Radiosenders Ö3 wurde, bevor er 1996 zu dessen Senderchef aufstieg.
ORF-Laufbahn
Das zweite Karriereleben Roščics ist mithin das des Medienmachers. Er baute in Vorbereitung der Marktliberalisierung Ö3 zum Formatradio um, stärkte den Fokus auf Popkultur und Comedyformate, was die guten Zahlen sicherte, durchaus aber auch für Kritik sorgte. Das Ende von Roščics Laufbahn im ORF, wo seine Schwester Dodo heute für die Programmentwicklung verantwortlich zeichnet, folgte dann parallel zum Amtsantritt von Monika Lindner als Generaldirektorin Anfang 2002, auch wenn er heuer wieder als möglicher Nachfolger von Alexander Wrabetz als ORF-General gehandelt wurde.
Musikmanager
Nun folgte Stufe 3 des Roščic'schen Lebenslaufs - die des Managers in der Musikindustrie. Den Anfang machte die Position des Managing Director bei Universal Music Austria, die ihm als "Starmania"-Juror erstmals auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Bereits 2003 wechselte der umtriebige Grenzgänger zwischen E- und U-Musik jedoch als künstlerischer Leiter zum Renommierlabel Deutschen Grammophon nach Hamburg. 2006 ging es weiter nach London zum Klassiklabel Decca und weitere drei Jahre später als Präsident der Klassiksparte zu Sony Music nach New York.
"Ein kreativer, unternehmerischer Mensch, der in der Lage ist, mit sehr vielen außergewöhnlichen Künstlern so umzugehen, dass sie ihm über Jahre vertrauen", lobte Rolf Schmidt-Holz, damals Vorstandsvorsitzender von Sony Music, den Neuzugang. Und auch wenn die Wiener Philharmoniker bekanntermaßen klar hinter einer Vertragsverlängerung von Dominique Meyer standen, bestehen ebenso Verbindungen zu Roščic. So erscheint die alljährliche Neujahrskonzert-CD doch bei Sony Classical. Der neuesten radikalen Karrierewendung im Leben von Bogdan Roščic steht so gesehen also nichts im Wege.