Nach vier Jahren Pause kehrt das Theater zu den Bregenzer Festspielen zurück. "The Situation" soll die passende Ergänzung zu der im Festspielhaus gezeigten Oper "Moses in Ägypten" sein, wie Intendantin Elisabeth Sobotka bei der Programmvorstellung erklärte. Im Zentrum der 72. Bregenzer Festspiele (19. Juli bis 20. August 2017) aber natürlich wird Georges Bizets "Carmen" auf der Seebühne stehen.
Enormes Interesse
Der Spielplan für das kommende Jahr umfasst 80 Veranstaltungen, 214.000 Karten stehen zur Verfügung. Für die 28 "Carmen"-Vorstellungen sind jetzt bereits 40 Prozent der 193.000 aufgelegten Tickets gebucht, gab Michael Diem (Kaufmännischer Direktor) Auskunft. Das sei ein absoluter Spitzenwert. "Carmen"-Regisseur Kasper Holten, Direktor am Royal Opera House in London und 1995 Hospitant bei den Bregenzer Festspielen, pries die Möglichkeiten auf der Seebühne als fantastisch. Seine Vision sei, hohe Qualität zu liefern und diese einem großen Publikum zugänglich zu machen - was sich zu 100 Prozent mit dem Konzept der Bregenzer Festspiele decke. Zuletzt war "Carmen" in den Jahren 1991 und 1992 auf der Bregenzer Seebühne aufgeführt worden.
Puppenspiel
Die nächstjährige Hausoper "Moses in Ägypten" des italienischen Komponisten Gioachino Rossini wird von der bereits in Wien bestens bekannten Niederländerin Lotte de Beer gemeinsam mit dem Theaterkollektiv "Hotel Modern" inszeniert. Die biblischen Plagen und auch die Teilung des Roten Meers werden dabei mittels Puppenspiel dargestellt. "Damit können wir das Stück neu und spannend erzählen", zeigte sich Sobotka überzeugt.
Die Beschäftigung mit dem biblischen Stoff verdeutlichte ihr umso mehr, dass der Konflikt im Nahen Osten noch immer besteht. "Es ist eine Katastrophe für uns alle, dass dort kein Frieden herrscht", stellte die Intendantin fest. Dieses Nachdenken trug auch zur Rückkehr des Schauspiels zu den Bregenzer Festspielen bei. Denn "The Situation", ein Stück der österreichisch-israelischen Theaterregisseurin Yael Ronen und ihres Ensembles, erzählt von Menschen, die ihre Heimatländer im Nahen Osten verlassen haben und in Berlin aufeinandertreffen. Bei "The Situation" handelt es sich um das "Stück des Jahres 2016", aufgeführt wird es in Bregenz als Gastspiel des in Berlin beheimateten Maxim Gorki Theaters. Sobotka betonte, dass die Schauspielreihe auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werde.
Geschrumpfter "Ring"
Das Theaterkollektiv "Hotel Modern" wird auch die erste Oper auf der Werkstattbühne bestreiten. Dabei schrumpft Richard Wagners auf vier Aufführungstage angelegtes Musiktheater-Epos "Der Ring des Nibelungen" auf 90 Minuten Gesamtspielzeit, und auch die zu Livemusik "schauspielernden" Protagonisten werden klein sein - nämlich Insekten in Form von Raupen, Schmetterlingen und Grashüpfern. Ebenfalls auf der Werkstattbühne wird die Uraufführung der Kammeroper "To the Lighthouse" von Zesses Seglias in Szene gehen. Das Stück, das sich des Stoffs des gleichnamigen Romans von Virginia Woolf annimmt, wurde in den vergangenen zwei Jahren im von Sobotka gegründeten "Opernatelier" der Bregenzer Festspiele erarbeitet.
Im Bregenzer Kornmarkttheater wird im nächsten Jahr im Rahmen des Opernstudios der 2015 begonnene Zyklus der Da-Ponte-Opern mit der Aufführung von Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" vollendet. Das Opernstudio, in dem sich junge Gesangstalente entwickeln können, werde aber fortgeführt, versicherte Sobotka, ohne auf Details einzugehen. Die traditionellen Orchesterkonzerte oder auch die Reihe "Musik & Poesie" bzw. die Jugendserie "crossculture" runden das Programm der Festspiele ab.
Viel Lob
"Wir sind in einem sehr guten Zustand", unterstrich Festspielpräsident Hans-Peter Metzler das Befinden der Festspiele. Die Programmierung von Sobotka habe voll eingeschlagen, "das gibt finanziell und emotional Rückenwind", stellte er fest. Weil man das Vertrauen des Publikums gewonnen habe, "können wir nun über ein so großes Programm sprechen". Neben dem "Standbein" - dem Spiel auf dem See - könne man sich deshalb auch ein "Spielbein" leisten, ergänzte Diem.