Im Rahmen einer Festveranstaltung im Gesundheits- und Frauenministerium wurden am Dienstagabend die diesjährigen Käthe-Leichter-Preise sowie der Lebenswerk-Preis 2016 verliehen. Mit dem Lebenswerk-Preis werden herausragende Lebenswerke von Personen gewürdigt, die sich für die Verwirklichung der Gleichstellung von Frauen und Männern eingesetzt und in diesem Sinne in ihrem Wirkungsbereich Bedeutendes geleistet und Vorbildcharakter haben. Der Preis, der 2010 eingeführt wurde, wird einmal pro Jahr von der Bundesministerin für Frauen verliehen.
In diesem Jahr wurde Christine Nöstlinger ausgezeichnet. "Die Autorin hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Auf politischer Ebene ebenso wie im Alltäglichen. Aufgrund ihres herausragenden schriftstellerischen Lebenswerks, ihres umfassenden gesellschaftspolitischen Engagements, ihrer moralischen Integrität und ihrer Vorbildwirkung für Frauen sowie ihres spielerischen Umgangs mit Geschlechterrollen wird Christine Nöstlinger heute mit dem Lebenswerk-Preis ausgezeichnet", sagte Ines Stilling, Leiterin der Sektion für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung, die in Vertretung von Frauenministerin Sabine Oberhauser den Lebenswerk-Preis überreichte.
Gemeinsam mit dem Lebenswerk-Preis wurden auch die Käthe-Leichter-Preise vergeben. Der Käthe-Leichter-Staatspreis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt wird für hervorragende Leistungen um die Frauen- und Geschlechterforschung im Bereich der Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften wie auch um die Frauenbewegung und die Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit vom für Frauenangelegenheiten zuständigen Regierungsmitglied verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Heuer wurde die Ökonomin Brigitte Young mit dem Käthe-Leichter-Staatspreis ausgezeichnet. "Unsere diesjährige Staatspreisträgerin Brigitte Young beschäftigte sich im Laufe ihrer wissenschaftlichen Karriere im Bereich Internationaler und Vergleichender Politischen Ökonomie immer auch mit den geschlechtsspezifischen Auswirkungen. So hat sie die Finanzkrise der USA und Europas aus feministischer Perspektive analysiert und feministische Antworten auf die globale Wirtschafts- und Finanzkrise entwickelt. Beim Freihandelsabkommen TTIP hat sie die negativen Folgen der Öffnung von Märkten auf öffentliche Dienstleistungen und die Folgen für den häuslichen Bereich aufgezeigt. Doch auch optimistische Beobachtungen fließen in ihre Arbeit ein. So bewertete sie positiv, dass Frauen zunehmend politisch und wirtschaftlich sehr einflussreiche Posten bekleiden", sagte Sektionschefin Stilling in ihrer Laudatio.
Die weiteren Käthe-Leichter-Preise werden vom Bildungs-, Wirtschafts- und Arbeitsministerium sowie von der Arbeiterkammer Wien und der Österreichischen Nationalbank gestiftet. Ausgezeichnet wurden Silvia Kronberger, Waltraud Ernst, Elli Scambor, Karin Sardadvar und Sybille Pirklbauer. Die Käthe-Leichter-Preise werden heuer zum 25. Mal verliehen und sollen an das Leben und Wirken der Nationalökonomin Käthe Leichter erinnern.
Leichter war als erste Frauenreferentin der Arbeiterkammer sowohl wissenschaftlich als auch politisch im Interesse der Frauen tätig. Ihre sozialpolitischen Erhebungen, beispielsweise über die Lage der Hausgehilfinnen, der Heim- und Industriearbeiterinnen, ebenso wie das Handbuch der Frauenarbeit in Österreich gehören zu den wichtigsten frauenrelevanten Publikationen der Zwischenkriegszeit. "Viele Themen und Forderungen, für die Käthe Leichter eintrat, sind auch heute noch aktuell, wenn auch mit anderen Schwerpunkten. Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Berufsausbildung für Mädchen waren damals wie heute wichtige Anliegen", betonte Stilling. In den letzten 25 Jahren wurden bereits über hundert namhafte Historikerinnen, Soziologinnen, Wirtschaftswissenschaftlerinnen, Juristinnen und Vertreterinnen anderer Disziplinen mit dem Käthe-Leichter-Preis ausgezeichnet.