Die Förderung für Filmfestivals und Sommerkinos in Wien wird neu aufgestellt. Ein Beirat berät künftig anhand qualitativer Kriterien über Subventionen und spricht Empfehlungen aus, hieß es am Mittwoch vonseiten der Stadt und dem Forum Österreichischer Filmfestivals (FÖFF). Getagt wird zweimal im Jahr; das erste Mal in der zweiten Novemberhälfte für jene Festivals, die bis 30. Juni 2017 stattfinden.

Der Beirat setzt sich demnach aus den - allesamt nicht in Wien ansässigen - Experten Markus Aicher vom Bayerischen Festivalverband, Verena Teissl von der FH Kufstein und Renate Wurm von "Das Kino" in Salzburg zusammen. Bis 17. Oktober läuft die erste Einreichfrist; ausgenommen von der Neuregelung ist der Festivaltanker Viennale. Im Kriterienpapier werden u.a. mindestens drei aufeinanderfolgende Spieltage, ein Programm mit mindestens 15 Lang- oder 45 Kurzfilmen, "nachvollziehbare programmatische Linie und deutliches Profil" sowie regionale, nationale oder internationale Relevanz vorausgesetzt.

Teil der Neuordnung ist auch, dass die Vergabe zentral über die Filmabteilung der MA 7 verwaltet werden soll; bisher kamen die Mittel verteilt auch vom Gemeinderat und der Kinoprojektförderung des Filmfonds Wien. Die Höhe der Fördermittel bleibt mit 800.000 Euro (exklusive der 1,5 Millionen Euro für die Viennale) unverändert. Auch auf Bundesebene wurden laut FÖFF bereits die ersten Weichen für ein neues Modell gestellt: Die Filmabteilung des Bundeskanzleramts (BKA) und das Österreichische Filminstitut (ÖFI) wollen demnach künftig gemeinsam bei zwei jährlichen Sitzungen anhand eines Kriterienpapiers über die Mittelvergabe entscheiden.

Anzahl der Festivals steigt

Hintergrund der Neustrukturierung ist die steigende Anzahl an Festivals und deren Besucher: Laut des im März vorgestellten Filmfestivalreports gibt es aktuell 43 Filmfestivals in Österreich, 15 davon allein in Wien. 2001 waren es in Wien noch sechs Festivals, das Angebot aber wird angenommen: Die Besucheranzahl ist seit 2004 um rund 80 Prozent gestiegen. "Im gleichen Zeitraum, wie die Zahl der Kinos heruntergegangen ist, ist die Zahl der Festivals gestiegen", so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) im "Falter" von Mittwoch: "Dadurch hat sich ein gewisser Wildwuchs ergeben, auch in der Förderung - das ist historisch gewachsen."

Weil die Festivaltätigkeit laut Studie von prekären Arbeitsverhältnissen geprägt ist, sind die Festivals nun aufgerufen, Fördersummen anzufragen, die einen Mindestrichtwert (8,50 Euro Stundenlohn) beim Personal abdecken. In einer Aussendung begrüßt das FÖFF, das 13 Filmfestivals in Wien und neun in den Bundesländern vertritt, die Neuordnung als "Basis für ein dynamisches Festivalgefüge in einer nachhaltig veränderten Verwertungslandschaft". Die 2012 gegründete Interessensgemeinschaft weist aber auch auf die Gefahr hin, dass bei "erstmals realistischen Kalkulationen" und gleichbleibender Fördersumme ein Verdrängungswettbewerb drohen könnte: "Entweder wird das Gießkannensystem fortgeführt ("zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben") oder mehrere Festivals werden 2017 wohl nicht mehr stattfinden können."

Auf APA-Nachfrage hieß es vonseiten der Stadt, es werde wegen der derzeit angespannten budgetären Situation "in absehbarer Zeit keine Erhöhung geben". Die Stadt Wien leiste mit 51 Prozent ohnehin den "mit Abstand größten Beitrag zur Festivalförderung in Österreich".