Mit seiner Dokumentation "Safari", die am Freitagabend bei den Filmfestspielen Venedig außer Konkurrenz gezeigt wurde, hat sich der österreichische Filmemacher Ulrich Seidl die Anerkennung der internationalen Kritik gesichert. Obwohl seine ungeschönte Darstellung des Jagd-Tourismus in Afrika manche Besucher aus dem Kino getrieben hat, wird der "todernste Provokateur" von Rezensenten gefeiert.

"Safari ist eine ziemlich einfache, gerade und vermutlich wenig inszenierte Doku, aber sie hinterlässt ein tief betroffenes Publikum. Der Film wird wohl ein beliebter Teilnehmer bei den Herbst-Festivals sein", urteilte der "Hollywood Reporter". "In einigen vielsagenden Bildern pulverisiert Seidl alle Rationalismen" über die Jagd als uralter Sport oder ökonomische Notwendigkeit.

Leidenschaftslos

"Den besten Filmen des todernsten österreichischen Provokateurs Ulrich Seidl gelingt ein schwieriges Paradox: Sie sind fast völlig leidenschaftslos in ihrer Perspektive, und sind gleichzeitig wie geschaffen, um tobende, widerstreitende Ströme von Gefühlen auszulösen", schreibt "Variety" in einer ausführlichen Kritik. "Es gibt nur eine Handvoll Regisseure, deren Filme schon mit einer einzigen Aufnahme als ihre identifizierbar sind - Seidl ist einer davon."

"Ist es nicht seltsam, wie die größten Misanthropen des Kinos häufig, tief drinnen, als die empathischsten erscheinen? Als ob der völlige Mangel an Gefühl (und die absolute Faszination) für die menschliche Natur irgendwie den Weg freimacht für ein tief greifendes Verständnis", so das Kinoportal "The Film Stage". "Die letzte Jagd entwickelt sich von verstörend zu abscheulich, wenn Seidl den verlängerten Tod einer würdevollen alten Giraffe zeigt."

Viele im Saal hätten bei diesen Szenen schnell das Kino verlassen. "Safari ist die Art Film, die sonst niemand machen könnte. Seidl weiß, wie man das Publikum anpacken muss, aber es ist nichts Predigerhaftes oder Selbstgerechtes daran." Am Lido habe er Wim Wenders nach Ulrich Seidl gefragt, schreibt der Autor weiter. "Wir brauchen ihn", hatte der geantwortet. "Das hört sich ganz richtig an."