Neue Plastinate sowie ein Betreiberwechsel sollen das Berliner "Körperwelten"-Museum von Gunther von Hagens vor der Schließung retten. "Wir sind nunmehr guter Dinge, dass wir Rechtssicherheit geschaffen haben", sagte die Kuratorin des "Menschen Museums", Angelina Whalley, am Montag. Nach der Niederlage im Rechtsstreit mit dem Bezirksamt seien entsprechende Änderungen vorgenommen worden.
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) hatte im Dezember 2015 der Auffassung des Bezirks zugestimmt, wonach eine Genehmigung der Leichenschau in den Hallen unter dem Berliner Fernsehturm genehmigungspflichtig nach dem Bestattungsgesetz sei. Diese Genehmigung könne aber nicht erteilt werden, weil es sich bei dem Betreiber Arts and Sciences GmbH nicht um ein wissenschaftliches Institut handle und die Herkunft der präparierten Leichen nicht eindeutig nachvollziehbar sei.
Neuer, wissenschaftlicher Betreiber
Nachdem das Bundesverwaltungsgericht Anfang Juli einen Revisionsantrag der Museumsbetreiber abgelehnt hatte, habe das Bezirksamt per Verfügung eine Schließung bis zum vergangenen Sonntag, sagte Whalley. Seit Montag werde das Museum aber nicht mehr von der Arts and Sciences GmbH betrieben, sondern vom Heidelberger Institut für Plastination, sagte Whalley. Ihr Ehemann, von Hagens, hatte das privatwirtschaftliche anatomische Institut 1993 gegründet.
Für alle 17 ausgestellten Ganzkörperplastinate sei nun eine Zustimmung der jeweiligen Körperspender nachweisbar, sagte Whalley. Zu diesem Zweck seien sechs Plastinate ersetzt worden. Zwei Körper seien nun eindeutig ihrem jeweiligen Spender zuzuordnen. Bei den übrigen Exponaten lasse sich der "Körperspenderkreis eingrenzen" auf Menschen, die eine entsprechende Zustimmung zur Ausstellung erteilt hätten.
"Voyeuristische Kommerzialisierung des Todes"
Ob das Bezirksamt dem Museumsbetrieb nach dessen Umgestaltung zustimmt, ist offen. Eine Reaktion auf die im Museum erfolgten Anpassungen gab es zunächst nicht. Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) drängte noch im Juli auf eine schnelle Schließung der Ausstellung. Er betrachte sie als "voyeuristische Kommerzialisierung des Todes".
"Dass das Museum mal große Gewinne erwirtschaften könnte, halte ich für sehr unwahrscheinlich, und das ist auch nie die Intention gewesen", sagte Whalley und betonte den wissenschaftlichen Aufklärungsgedanken hinter dem Projekt. Seit der Eröffnung des Museums im Februar 2015 sollen laut Betreibern mehr als 250.000 Menschen die Ausstellungsräume besichtigt haben.