Wenn er spitzbübisch lächelt und gewohnt schlaksig daherläuft, ist es kaum zu glauben: Günther Jauch wird am Mittwoch 60 Jahre alt. Deutschlands wohl populärster Quizmaster macht einen weiteren Schritt in Richtung Pensionsalter. Doch dass er wirklich kürzertritt, ist kaum anzunehmen: "Gedanken über meine Rente mache ich mir, ehrlich gesagt, aus mehreren Gründen nicht", sagt Jauch zur Deutschen Presseagentur.
Das muss er auch nicht, denn Jauch hat schon seit Jahren sein Faible für den Bildschirm gepaart mit einem Geschäftssinn, wie ihn nicht viele Kollegen aus der Branche beherrschen. Der TV-Mann hat nicht nur als Moderator des RTL-Ratespiels "Wer wird Millionär?" ganz fest mit soliden Einschaltquoten den Boden unter den Füßen. Seit dem Jahr 2000 ist er Chef seiner Firma i&u Information & Unterhaltung, die viele Shows und beispielsweise das Magazin "Stern TV" produziert, das Jauch selbst fast 900 Mal präsentiert hat.
Besitzer von Häusern und Weingut
Der gebürtige Münsteraner wuchs in Berlin auf, seine Wahlheimat aber ist Potsdam, wo ihm mehrere Häuser gehören. Der Stadt half Jauch mit zahlreichen Spenden und Engagement, zum Beispiel beim Stadtschloss. Mittlerweile ist Jauch auch Weingutbesitzer, weil er das alte Familiengut von Othegraven in Rheinland-Pfalz erwarb und dort Wein keltert.
So populär und leutselig der Fernsehmann auch immer wirken mag: Jauch, der die meisten Kollegen bis auf den alten Weggefährten Thomas Gottschalk siezt, lässt nur wenige an sich heran. Immer wieder hat sich Jauch gegen die Veröffentlichung von Details aus seinem Privatleben gewehrt. Bis zuletzt verwahrte er sich gegen die Berichterstattung über seine Hochzeit mit Thea Sihler (sie haben vier Kinder) im Jahr 2006. Im Juni wies letztlich der Menschenrechtsgerichtshof eine Beschwerde des Ehepaars Jauch dagegen ab. Die Richter sahen in der Veröffentlichung von Text und Bild in der "Bunten" keine Verletzung der Privatsphäre.
Polizist oder Banker
In einem "Spiegel Online"-Interview berichtete Jauch einmal, dass er es zu einem "ruhmlosen 3,1-Abitur" gebracht habe und die ersten 20 Jahre seines Lebens faul gewesen sei. Und wenn es mit dem Beruf des Journalisten nicht geklappt hätte, dann wäre er Kriminalpolizist oder Banker geworden.
Seine Moderationskarriere startete Jauch beim Bayerischen Rundfunk, beim ZDF führte er durch das "Das aktuelle Sportstudio", dann wechselte er zu RTL: Er prägte das Magazin "Stern TV", musste allerdings auch einen Tiefschlag einstecken, als ihm ein Filmfälscher einen Fake-Beitrag unterjubelte. 1998 gelang ihm mit Partner Marcel Reif per Zufall in einer Champions-League-Übertragung ein TV-Klassiker: In Madrid war vor Spielbeginn das Tor umgekippt, sie mussten einen längeren Zeitraum überbrücken. Jauch begrüßte die später zugeschalteten Zuschauer mit den Worten: "Das erste Tor ist schon gefallen" - und bekam für das gelungene Improvisieren den Bayerischen Fernsehpreis.
"Keine langfristigen Planungen"
1999 übernahm er die Quizshow "Wer wird Millionär?". 2007 galt sein Einstieg beim ARD-Sonntagstalk schon als sicher, dann schreckte Jauch allerdings angesichts der Widerstände innerhalb der ARD gegen ihn zurück. 2011 stieß er dann doch zum Ersten, blieb aber gleichzeitig RTL treu. 2015 wiederum zog Jauch einen Schlussstrich unter den ARD-Abstecher.
Und wie geht es bei RTL weiter? "Ich habe keine langfristigen Planungen", sagte Jauch der Deutschen Presse-Agentur. "Mit RTL verbindet mich seit vielen Jahren ein Handschlagvertrag. Den können beide Seiten sehr schnell kündigen. Vielleicht nicht die schlechteste Voraussetzung, um es ziemlich lange ziemlich gut miteinander auszuhalten." Letztlich entschieden die Zuschauer, der Sender und er selbst über die Zukunft. "Interessanterweise kommen wir bisher aber alle immer zu demselben Ergebnis. So sind alle zufrieden."
Und würde ein heute junger Günther Jauch wieder ins TV-Geschäft einsteigen? "Ich denke schon", sagte er weiter. "Dieses Bewegtbild spielt ja weiterhin eine dominierende Rolle - gerade auch im Netz. Früher war es die sündteure Technik, die den Nachwuchs zwang, bei den etablierten Medien anzuheuern. Heute ist die Technik das geringste Problem. Das Ringen um Aufmerksamkeit ist dafür wichtiger geworden - mit zugegeben zuweilen nervigen Begleiterscheinungen."