Jake Bugg hat sein drittes Album, mit kleiner Ausnahme, ohne Hilfe von außen geschrieben und eingespielt. Das sei keine Reaktion auf etwa Kritik von Noel Gallagher gewesen, der Buggs frühere Kooperation mit Songschreibern kritisierte. "Es ging nicht darum, es jemandem zu beweisen. Ich wollte das für mich tun, es schien mir für meine Entwicklung wichtig", sagte der Brite im APA-Interview.
"On My One" erscheint am Freitag und wartet mit neuen Einflüssen auf. Weil etwa das Stück "Ain't No Rhyme" mit Hip-Hop-Zutaten versehen ist, sprach man im Vorfeld von einem "neuen Jake Bugg". Unsinn, wie der Musiker bestätigte: "Ich habe doch schon immer mit verschiedenen Stilen herumgespielt", betonte der 22-Jährige aus Nottingham, der am Montagabend in der Wiener Ottakringer Brauerei ein FM4-Geheimkonzert spielte und dabei bewies, wie homogen man Country, Pop, Balladen, Blues, Rock und etwas Rap unter einen Hut bringen kann.
Mit dem Resultat zufrieden
Auf dem Weg zum neuen Album hätten einige Herausforderungen bewältigt werden müssen. "Zunächst wollte die Plattenfirma, dass ich wieder mit anderen Songschreibern zusammenarbeite", erzählte Bugg. "Das wollte ich nicht. Außerdem war es nicht ganz einfach, die richtige Reihenfolge der Songs auf dem Album zu bestimmen, damit es als Ganzes funktioniert. Aber jetzt bin ich mit dem Resultat zufrieden."
Wenn die Plattenfirma stur geblieben wäre? "Hätte ich den Plattenvertrag zerrissen", sagte Bugg. "Ich möchte ein ehrlicher Songschreiber sein, kein Künstler, den man bloß verkaufen will. Das musste ich ihnen klar machen." Und das wäre mit "On My One" wohl auch bewiesen. Die Platte enthält starke potenzielle Single-Tracks, und trotz mancher Experimente das, was man bisher mit dem Künstler verbunden hat. Bugg nickt: "Manche Kollegen gehen zu sehr auf Nummer sicher, andere wollen zu sehr anders klingen. Ich denke, man muss die Balance finden."
Es gehe ihm allein um den Song, "der muss gut sein", meinte der Musiker. "Es geht ums Ausprobieren, darum, etwas zu schaffen, was noch nicht da war. Ich weiß nicht, ob ich dieses Ziel erreiche, aber ich hoffe es. Darum soll jedes Album anders sein."
Zwischen Blues und Dancefloor-Kracher
"On My One" beginnt mit einem wehmütigen Blues-Track, enthält aber auch fetzige Dancefloor-Kracher (wobei die Single "Gimme The Love" beim gestrigen Konzert hervorragend ins Set passte und einen Höhepunkt darstellte), aber auch langsame Lieder am Rande des Kitschs. "Ich schere mich wenig um Genres", so Bugg gelassen. "Rock ist mir genauso recht wie Country oder Pop. Ja, da sind Balladen drauf, die ich so noch nicht hatte. Ich war bereit, das mal auszuprobieren."
Viel ist passiert, seit Bugg als 18-Jähriger sein gefeiertes Debüt veröffentlicht hat. Kann er den ganzen Rummel überhaupt realisieren? Die Antwort nimmt man dem jungen Mann ab: "Ich nehme jeden Tag, wie er kommt. Es geht für mich nur um die Musik, alles andere kümmert mich nicht." Dass er mittlerweile in britischen Klatschspalten zum Thema wurde, bringt ihn auch nicht aus der Ruhe: "Solange das meine Musik promotet und mir die Möglichkeit gibt, weiter zu touren, soll mir das recht sein."
Jake Bugg war beim Überraschungskonzert in der Ottakringer Brauerei rundum überzeugend. Am 15. November kommt der Engländer mit seiner Band wieder nach Wien, um im Gasometer seine Qualitäten einmal mehr unter Beweis zu stellen.