Nach jahrelanger Debatte wurde für das Projekt, das direkt neben dem Geburtshaus von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) gebaut wird, der erste Spatenstich gesetzt. Damit wird ein eigenes Haus für eine literarische Epoche errichtet, mit der vor allem das Ausland gerne Deutschlands Dichterwelt identifiziert. Die Bundesrepublik selbst tut sich mit der Romantik ungleich schwerer, weil damit auch oft reaktionäre Strömungen verbunden werden. Ob die Romantik nun den Schlüssel zur deutschen Seele liefert oder nicht: Sie war definitiv eine bedeutende Epoche und wichtig für das Selbstverständnis der "deutschen Kulturnation", wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Montag bei der Zeremonie feststellte. Der Bund beteiligt sich deshalb am Museum, das bundesweit eine Lücke schließen soll, mit vier Millionen Euro. Genauso viel kommt vom Land Hessen.

Die Idee zum Bau hatte das Freie Deutsche Hochstift, das das Goethe-Haus und das dazugehörende Museum betreibt. Dorthin pilgern jährlich mehr als 100.000 Menschen, viele davon aus Asien. Die Forschungseinrichtung besitzt zugleich die weltweit größten Bestände von Romantikern, darunter Handschriften von Novalis über Bettine von Brentano bis zu Joseph von Eichendorff. Doch die meisten Kostbarkeiten liegen in Kellern. Als 2012 das angrenzende Areal frei wurde, bot sich für das Hochstift eine historische Chance, dies zu ändern.

Doch dann drehte das damals schwarz-grün regierte Frankfurter Stadtparlament aus Spargründen den Geldhahn zu. Das Hochstift ließ sich aber nicht entmutigen: In einer konzertierten Aktion wurden Spenden eingetrieben, darunter jeweils 1,5 Millionen Euro von der Deutschen Bank und der Grunelius-Stiftung. Frankfurt gab schließlich doch noch 1,8 Millionen dazu - inklusive Grundstück. "Die Anstrengungen haben sich gelohnt", sagt Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD).

Das neue Museum wird nun nach einem Entwurf des Frankfurter Architekten Christoph Mäckler gebaut. Es will sich das europäische Romantikverständnis zum Inhalt machen. Mit enger Anbindung ans Goethe-Haus: Schließlich gelte Goethe weltweit selbst als der wichtigste deutsche Romantiker, meint dazu das Hochstift. Er habe in seinen jungen Frankfurter Jahren den romantischen Aufbruch des ausgehenden 18. Jahrhunderts mitinspiriert. Darin wurzle auch das moderne westlich-europäische Weltbild.

Später in Weimar stand der inzwischen etablierte Geheimrat und Dichterfürst vor allem für die literarische Klassik. Was würde also Frankfurts größter Sohn dazu sagen, dass neben seinem alten Wohnhaus nun ein Romantikmuseum einzieht? "Goethe würde sich freuen, auf seine spezielle Art", scherzt Hessens Kunstminister Boris Rhein (CDU).