So Sitz an Sitz aneinandergekuschelt im plüschigen Zweierreihensystem eines Reisebusses - da bleibt einem ja gar nichts anderes übrig, als zu kommunzieren und sich zu vernetzen; und zwar über die Grenzen und Sprachen hinweg.
Routen, abseits des Mainstream
Und das ist eines der Ziele des literarischen Mammutprojekts CROWD ("Creating Other Ways of Dissemination") - zeitgenössische und noch unarchivierte Literaturlandschaftszonen in ganz Europa zu entdecken und miteinander ins Gespräch zu bringen, die abseits der üblichen Routen des Mainstreams liegen.
Insgesamt 100 experimentierfreudige Autorinnen und Autoren (u. a. Stefanie Sargnagel, Lilly Jäckl, Barbara Markovic, Fiston Mwanza Mujila, Johannes Schrettle, Satu Taskinen, Ulrich Schlotmann, Alexander Micheuz, Clemens Schittko, Steven J. Fowler, Jörg Albrecht) tingeln dabei, zusammengewürfelt in Grüppchen von acht bis zehn Personen, wochenweise auf Etappen durch 15 Länder. Gestartet wird am 2. Mai in Helsinki und Schlusspunkt der motorisierten Wortwanderung ist Limassol auf Zypern. Dazwischen liegen Stationen, Begegnungen, Lesungen in Krankenhäusern, auf Autobahnraststationen oder Almhütten in Tromsø, Kopenhagen, Hamburg, Krakau, Berlin, Wien, Graz, Bad Radkersburg, Belgrad, Sofia oder Istanbul.
Grenzen überwinden
Grenzen überschreiten - das gilt auch inhaltlich als Fahrplan. "Mit dem Projekt wollen wir zeigen, wie Grenzen überwunden werden können und Verbindungen zwischen Menschen hergestellt werden können", sagt Heidrun Primas, Leiterin des Forum Stadtpark in Graz. Der Literaturverantwortliche Max Höfler ergänzt: "In Zeiten, in denen überall Entsolidarisierung gepredigt und Angst vor dem Anderen erzeugt wird, ist es umso wichtiger, sich zusammenzufinden." Das Forum Stadtpark ist eine von vier Kultur- und Literaturinstitutionen, die diese Tour de Literatur mit einem Gesamtbudget von 600.000 Euro mitveranstalten.
Eine Schriftrolle
In Graz macht das Projekt auch Station: Vom 16. bis 19. Juni treffen sich Reiseteilnehmer und Vertreter des Genres für ein Symposium im Forum. Davor hält der Bus in Bad Aussee und Mürzzuschlag, danach macht er auch in der Grenzregion im Laafeld beim Pavelhaus Station.
Und nach drei Monaten könnte die Schriftrolle, auf der die Busfahrkunstgesellschaft ihre Erlebnisse festhält, schon einige Kilo zusätzliches Gepäck bringen. Eine Landkarte der Literaturexperimente sowieso. An der Fortsetzung wird übrigens schon gearbeitet.