Der Radiotest, jenes Marktforschungsinstrument von GfK, mit dem Österreichs Radiosender die Werbepreise festlegen, ist fehlerhaft. Es geht um Abweichungen von ein bis drei Prozentpunkte und einen Zeitraum von zumindest vier Jahren. GfK hat seine Auftraggeber, die Sender, am Dienstag informiert, diese behalten sich Schadenersatzklagen gegenüber dem Marktforschungsinstitut offen.

Wie Kronehit, ORF und der Privatradio-Vermarkter RMS Austria gemeinsam mitteilten, hat GfK bekanntgegeben, dass es in der Vergangenheit bei Erhebung und Berechnung der Daten Fehler gegeben hat. Diese lägen ausschließlich im Bereich des Instituts und führten zu einer Verzerrung der Marktdarstellung in der Bandbreite von ein bis drei Prozentpunkten.

Die Radiostationen fordern eine "umfassende Aufarbeitung samt Richtigstellung der Daten". Laut der gemeinsamen Aussendung dürfte diese in den kommenden Tagen vorliegen. "Diese Vorfälle sind aus Sicht des Radiotests äußerst unerfreulich."

Gegenüber der APA bedauerte ein Sprecher von GfK die Causa. Zu Einzelheiten wie der Schadenshöhe wollte sich der Sprecher nicht äußern. Man habe eine Untersuchung eingeleitet, für Details sei es zu früh.

Welche Sender von den Abweichungen profitiert haben, wird nicht verraten. Nur soviel: Die Abweichungen sind "nicht zu unseren Gunsten ausgefallen", sagte Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda. Beim ORF sowie beim Marktführer Ö3 wollte man sich über die Pressemitteilung hinaus nicht äußern.

Laut Swoboda haben GfK-Mitarbeiter beim Ausfüllen der Fragebögen nicht ordentlich gearbeitet, sondern seien "nach Bauchgefühl" vorgegangen. Dass die Fehler unabsichtlich, also "nebenbei" passiert sind, schließt Swoboda ebenso wie Korruption aus. Es gebe keine Hinweise, dass gegen Geld manipuliert wurde, sagte Swoboda zur APA.

Der Radiotest von GfK Austria ist Österreichs größte Untersuchung des Radionutzungsverhalten und wird halbjährlich veröffentlicht. Pro Jahr werden 24.000 Telefoninterview geführt. Aus den Ergebnissen ergeben sich unter anderem Marktanteil, Reichweite und Hördauer. Diese liefern die Basis, auf der die Radiosender festlegen, wie viel ein Werbespot kostet.

Laut dem letzten Radiotest fürs zweite Halbjahr 2015 kamen die ORF-Radios auf eine Tagesreichweite von 64,6 Prozent und einen leicht rückläufigen Marktanteil von 72 Prozent. Die Privatradios verbuchten demnach 28,6 Prozent Reichweite und legten bei den Marktanteilen leicht zu - auf 24 Prozent.