Gerade erst ist sie in der ausverkauften Oper von Sydney aufgetreten, am Mittwochabend folgte der ebenfalls ausverkaufte Wiener Jazzclub Porgy & Bess: Conchita hat ihre erste Tournee gestartet. Knapp zwei Jahre nach dem Triumph beim Song Contest in Kopenhagen ist die 27-Jährige erstmals mit Live-Band und nicht nur mit Ton-Band unterwegs - und stellte zum Tourauftakt nicht zuletzt ihre Qualitäten als Diseuse unter Beweis.
Im schwarz-weiß-gestreiften Kleid und mit einem Bart, der schon fast Hipsterdimensionen erreicht hat, führte Conchita sichtlich genießerisch durch einen bunten Abend - stilistisch wie inhaltlich. So setzt die bärtige Diva zwischen ihre Lieder Anekdoten aus den vergangenen Monaten, Schnurren aus ihrem Leben: "Ich dachte immer, dass ich genetisch nicht dazu in der Lage bin, mich wirklich in jemand zu verlieben. Aber habt kein Mitleid: Dafür habe ich wahnsinnig viel Geschlechtsverkehr."
Gang ins Publikum
Auch hält es die Sängerin schon zu Beginn nur kurz auf der Bühne, bevor sie den Gang ins Publikum antritt und Gespräche mit den zahlreichen Fans führt. Zu diesen gehörten bei der Premiere unter anderem Wegbegleiter wie die Sänger Falco Luneau und Sankil Jones oder auch ESC-Urgestein Andy Knoll.
Die Burschen auf der Bühne strahlten hingegen weniger Starglanz aus - sind die vier Musiker hinter Conchita doch betont zurückgenommen, schwarz gewandet im Stile einer Jazzcombo und damit nicht zuletzt unterstreichend: Hier ist die Chefin der Star. Und die nutzt einen Teil des Abends, um sich vor den wichtigen Damen in ihrem Leben zu verbeugen, weshalb Coverversionen von Idolen wie Shirley Bassey, Celine Dion, Tina Turner oder Cher großen Raum einnehmen.
Neuinterpretationen
Aber auch Neuinterpretationen der eigenen Nummern kommen zu ihrem Recht. Hierbei zeigte sich der Variantenreichtum der Künstlerin Conchita, die zwar nicht die voluminöseste Stimme besitzt und anfängliches Nervositätsflattern zu überwinden hatte, aber ein breites musikalisches Spektrum abzudecken in der Lage ist. Sind manche Song wie "Goldfinger" im bartauglichen Loungestil gehalten, geht es bei "Where have all the good man gone?" jammiger zu, während andere Nummern jazzig oder funky daherkommen. Auch im reduzierten Soloeinsatz mit Pianobegleitung macht Conchita eine gute Figur. Aus dieser Perspektive gestaltet sich der Abend parallel zum CD-Debüt "Conchita" variantenreich, damit bisweilen aber auch ohne einen roten Faden.
Die Reise der musikalischen Diseuse geht nun mit einigen österreichischen Standorten weiter, bevor es auch Stationen in Deutschland und der Schweiz geben wird. Dabei kann die Tournee, die vor einer geplanten Auszeit zum Schreiben des neuen Albums steht, schon jetzt als Erfolg gewertet werden: Alle Termine sind ausverkauft.