"Plus-minus zehn Jahre als Leiter eines Theaters sind genug", sagte Nikolaus Bachler jüngst, als er bekannt gab, nach Ablauf seines Vertrags an der Bayerischen Staatsoper 2021 nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Wohin ihn sein Weg als dann 70-Jähriger führen wird, bleibt offen. Zunächst feiert er am Dienstag (29. März) seinen 65. Geburtstag.

Das "Plus-minus zehn Jahre"-Prinzip verfolgte er in seiner Karriere zumindest gegen Ende konsequent. Sein Medizinstudium dauerte jedoch nur zwei Semester, seine Schauspielkarriere war durchschnittlich. Sein wahres Talent entfaltete Nikolaus Bachler (der sich bis zu seinem Wechsel nach München Klaus nannte) auf Chefposten großer Festivals und Bühnen: Der gebürtige Steirer leitete 1991 bis 1996 die Wiener Festwochen, 1996 bis 1999 die Volksoper Wien, 1999 bis 2008 das Burgtheater und steht seit 2008 als Staatsintendant an der Spitze der Bayerischen Staatsoper, der er in fünf Jahren den Rücken kehren wird.

Musisches Elternhaus

Nikolaus Bachler wurde am 29. März 1951 in Judenburg geboren und wuchs in einem "sehr musischen, bürgerlichen Elternhaus" (Bachler) auf. Er studierte zunächst in Wien zwei Semester Medizin, bevor er ans Max-Reinhardt-Seminar wechselte. Nach Abschluss seiner Ausbildung als Schauspieler spielte Bachler zunächst für zwei Saisonen am Salzburger Landestheater. Es folgten Engagements am Deutschen Theater Göttingen, an der Freien Volksbühne in West-Berlin sowie an beiden großen Hamburger Bühnen, dem Thalia Theater und am Deutschen Schauspielhaus.

Der damalige Intendant der Staatlichen Schauspielbühnen, Heribert Sasse, engagierte Bachler nach Berlin, wo er verstärkt sein Organisationstalent einsetzen konnte und nach seiner Bestellung zum künstlerischen Direktor der Schauspielbühnen mit 1. August 1987 auch ein bemerkenswertes diplomatisches Geschick für die von Pressekampagnen und Künstlerboykotten heimgesuchte Direktion einbrachte. Bis zum Ende der Intendanz Sasses war er dessen rechte Hand und enger Vertrauter.

Aus Paris, wo er ab 1990 an einem Veranstaltungsprojekt zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas arbeitete, holten ihn Wiens damaliger Bürgermeister Helmut Zilk und Kulturstadträtin Ursula Pasterk 1991 als neuen Intendanten der Wiener Festwochen zurück nach Österreich. Bachler machte das Festival zu einer ersten Adresse in der internationalen Theaterszene und band prominente Künstler für regelmäßige Arbeitsaufenthalte an Wien. 1994 wurde Bachler von Kunstminister Rudolf Scholten als Intendant der Wiener Volksoper designiert.

"Eines der blödesten Worte"

Ab September 1996 leitete Bachler, der "Theatermanager" für "eines der blödesten Worte, die es gibt", hält und für den "Theaterleiten ein Beruf" ist, der "sehr viel mit Motivieren zu tun hat", das Haus am Gürtel. Er versuchte eine stärkere Öffnung des Hauses für das zeitgenössische Musiktheater und moderne Regiestile. Zu den wichtigsten Premieren zählten Benjamin Brittens "Ein Sommernachtstraum", Alexander Zemlinskys "Der König Kandaules" und Gian Carlo Menottis "Der Konsul".

Bereits im April 1997 wurde klar, dass Bachler seinen bis 2002 laufenden Volksopern-Vertrag nicht erfüllen würde: Der damalige Bundeskanzler Viktor Klima (SPÖ) bestellte ihn als Nachfolger Claus Peymanns zum Burgtheaterdirektor.

Im September 1999 eröffnete Bachler mit Calderons "Tochter der Luft". Das hochkarätige Schauspielensemble wurde in der Ära Bachler ebenso zum Markenzeichen wie die kluge Mischung an Regisseuren, die von Peter Zadek über Andrea Breth und Luc Bondy bis zu Andreas Kriegenburg, Nicolas Stemann und Martin Kusej reichte. Im Zuge der schwarz-blauen Regierungsbildung öffnete er das Haus für Diskussionen. Bachlers Direktoren-Vertrag lief zunächst bis 2005 und wurde bis 2009 verlängert.

Man wächst mit den Aufgaben

Während seiner letzte Spielzeit in Wien war er gleichzeitig bereits Intendant in München, während er in Wien von der nunmehrigen Direktorin Karin Bergmann vertreten wurde: "Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben", verteidigte er sich und verwies auf die abgeschlossenen Planungen an der Burg. "Voilà, c'est fini!" hieß der bunte Abschiedsabend für Bachler, der zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt wurde. "Sie haben unserer Burg Energie gegeben", sagte Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) in ihrer Rede. "Die Ära Bachler wird als eine besonders vielfältige in die Geschichte des Hauses eingehen."

In München trat Bachler mit dem Ziel an, "mit der Staatsoper das beste Opernhaus Deutschlands und eines der Big Five der Welt zu sein", wie er bei der Präsentation seiner ersten Pläne sagte. Martin Kusej inszenierte die erste Premiere der Operndirektion Nikolaus Bachler, Verdis "Macbeth". Die Geldsorgen, die Bachler in seinen letzten Wiener Jahren plagten, haben ihn auch in München längst eingeholt: Bereits in seiner ersten Amtszeit übte er heftige Kritik an den Auswirkungen des Sparkurses der bayerischen Regierung auf die Staatsoper: "Das Sparen mit dem Rasenmäher macht ein gesundes, blühendes Unternehmen kaputt." Dennoch verlängerte er seinen Vertrag Ende 2015 bis 2021.

Nachfolgespekulationen

"Es ist ein fahrender Beruf", sagte er kürzlich zur dpa anlässlich seiner Bekanntgabe, in fünf Jahren München den Rücken zu kehren. Was er nach 2021 machen wird, wisse er noch nicht. "Vielleicht stoße ich nochmal eine ganz neue Tür auf." Eins sei aber sicher: "Ich werde nicht noch einmal ein großes Haus übernehmen. Das habe ich lange genug gemacht in meinem Leben."

Somit werden Spekulationen, ob er etwa Dominique Meyer an der Wiener Staatsoper, die dieser mit Ende der Saison 2019/20 verlassen wird, nachfolgen wird, zumindest ein wenig gedämpft. Aber Meinungen können sich bekanntlich ja noch ändern. Auch der Job an der Spitze der Salzburger Festspiele wird 2021 frei, wenn Markus Hinterhäuser seinen im kommenden Jahr startenden Fünf-Jahres-Vertrag erfüllt haben wird...