Passend zum generationenübergreifenden Filmprogramm der Diagonale wurden am Freitagvormittag die Drehbuchpreise im Haus der Architektur (HDA) in Graz verliehen. Der mit 14.500 Euro dotierte Carl-Mayer-Drehbuchpreis ging an die Filmakademie-Wien-Studentin Clara Stern für ihr Treatment "Training", der mit 12.000 Euro verbundene Thomas-Pluch-Drehbuchpreis an Elisabeth Scharang für "Jack".
"Sittengemälde wie ein Spiegel"
Mit dem vom Bundeskanzleramt gestifteten Thomas-Pluch-Drehbuchpreis werden Drehbücher von bereits realisierten, abendfüllenden Kino- und Fernsehfilmen ausgezeichnet. In ihrem dichten Psychogramm "Jack", der vergangenen Sommer beim Filmfestival Locarno Uraufführung feierte, nähert sich die 47-jährige Regisseurin und Drehbuchautorin Elisabeth Scharang dem gefeierten "Häfenliteraten" und in erster Instanz verurteilten Serienmörder Jack Unterweger. "Das Drehbuch ist eine Versuchsanordnung, die die Frage nach Schuld und Unschuld verhandelt und das Urteil dem Leser überlässt", würdigt die Jury das Buch in ihrer Begründung. "So entsteht ein Sittengemälde, das wie ein Spiegel für uns alle funktioniert, in den wir lieber nicht hineinschauen würden."
Spezialpreis für Kärntner Landkrimi
Den Spezialpreis der Jury in Höhe von 7.000 Euro erhielten Stefan Hafner und Thomas Weingartner für ihr Drehbuch zum Kärntner ORF-Landkrimi "Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist" von Regisseur Andreas Prochaska, weil es ihnen gelungen sei, "dem engen Korsett des Landkrimi-Formats eine Lebendigkeit einzuhauchen, die ihresgleichen sucht". Als bester kurzer bzw. mittellanger Film wurde "Wald der Echos" von Maria Luz Olivares Capelle mit 3.000 Euro prämiert.
Carl-Mayer-Drehbuchpreis für Training
Beim von der Stadt Graz gestifteten Carl-Mayer-Drehbuchpreis setzte sich "Training" gegen 40 weitere Treatment-Einreichungen zum Thema "Gnadenlos" durch. Nachwuchsregisseurin Clara Stern erzählt darin von der jungen Eishockeyspielerin Mira, die als David leben will und sich in eine Teamspielerin verliebt. Die Jury würdigte die "Glaubwürdigkeit der Figuren in ihrem Konfliktpotenzial und die Zartheit der Beschreibung ihrer Annäherungen", die eine Liebesgeschichte ergeben würden, "die unter der Haut bleibt". Über den mit 7.200 Euro dotierten Förderpreis konnte sich das Autoren-Duo Franziska Pflaum und Roman Gielke für ihr Treatment "Schneegestöber" freuen. Bis 30. November können Treatments zum Ausschreibungsthema 2017, "Anders", eingereicht werden.
Der mit 5.000 Euro dotierte Dor Film Preis für Drehbuchentwicklung wurde schließlich Mo Harawe für "Mogadischu" zugesprochen. Der vor einigen Jahren aus Somalia geflüchtete, in Graz lebende Autor und Kurzfilmregisseur behandle darin "das aktuell allgegenwärtige Flüchtlingsthema aus einer ungewöhnlichen Perspektive", so Produzent Milan Dor bei der Preisverleihung - denn die Titelfigur flüchtet in die umgekehrte Richtung, will zurück nach Somalia. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Produktionsfirma Dor Film vergeben.