An sechs Tagen werden in vier Kinos 130 Vorstellungen von Filmen und Videos gegeben. 2015 waren es noch insgesamt 157 Filme. "Schon unsere Vorgängerin Barbara Pichler hat es entschlackt und wir haben uns vorgenommen, einige rote Fäden durch ein Festival zu ziehen", sagte Höglinger: "Wir dürfen ein Festival übernehmen, das brummt." Zu den roten Fäden der Neugestaltung gehören die Öffnung der Programmschiene der Personale - nun "Zur Person" - auch für andere Filmschaffende außer Regisseure. Den Auftakt macht ein Schwerpunkt um die Produzentin Gabriele Kranzelbinder, die auch am Eröffnungsfilm der Diagonale, "Maikäfer flieg" von Mirjam Unger, beteiligt ist.
Schernhuber nahm bei der Programmpräsentation u.a. auf aktuelle politische Fragen Bezug und was der Film zu Rezeption und Verstehen beitragen könne: "Europa ist im Taumel, die Welt brennt und ihr geht ins Kino, könnte man fragen. Aber da ist der Film ein Medium in der Widerrede, des Einspruchs, des Widerstandes. Was weiß die Leinwand, was wir vorher noch nicht wussten?" Die Fähigkeit zur präzisen Analyse wohne ja nicht nur der Dokumentation, sondern auch dem Spielfilm inne. Ein gutes Beispiel sei "WINWIN". In dem Streifen von Daniel Hoesl - österreichische Erstaufführung in Graz - geht es um die liebedienerische Verehrung, die Investoren - hier betrügerische Immobilienspekulanten - entgegenschlägt.
Ein eigenes Programm für junge Filmemacher vermeidet man bei der Diagonale bewusst: "Bei uns ist der Nachwuchs mitten drin unter den bekannten Namen", sagte Schernhuber. Beispielsweise "History of now", das Spielfilmdebüt von Nadiv Molcho: "Ein bisschen ein Hipster-Film zwischen Leben und dem großen Bluff, ein Instagram-Film", so Schernhuber.
Dem "Männerhandwerk Film" widmet sich ein Talk mit Nina Kusturica, Gabriele Kranzelbinder und Paul Poet unter dem Titel "I'll have what he's having - Frauenkarrieren in der Männerdomäne Film". Höglinger sagte dazu, 78 Prozent der Filmförderung in Österreich ginge an Männer und stellte dem z. B. den großen Frauenanteil am Stab von "Maikäfer flieg" entgegen.
Ein Webschiffchen für die roten Fäden der Intendanten soll die Schiene "In Referenz" sein: Österreichs Kino kommuniziert dabei mit internationalen Standpunkten und Produktionen, in dessen Rahmen u.a. die Rezeption der Waldheim-Jahre und das Selbstbild Österreichs wechselwirken. Dabei zu sehen: der US-Trash-Film "Surfnazis must die", 1987 unmittelbar nach der Wahl Waldheims zum Präsidenten entstanden. Dem Thema Umgang mit der Vergangenheit widmet sich auch die Schiene "Österreich: zum Vergessen" in der einzigen bisher nie ausgestrahlten Folge von Elizabeth T. Spiras Alltagsgeschichten "Am Stammtisch" (1988/89). "Die wurde dafür aus dem Giftschrank geholt", sagte Schernhuber. Mit ein Grund, warum man zur Diagonale gehen sollte: "Manche Filme sieht man nur hier." Zu sehen in diesem Special sind auch Ruth Beckermanns legendäre "Die papierene Brücke" und Michael Hanekes "Der siebente Kontinent". Haneke selbst ist am letzten Tag des Festival in Graz zu Gast.
Neben der örtlichen Ausweitung des Festivals - Hotels und Lokale sind verstärkt miteinbezogen - werden ab 2017 auch zwei neue Preise zusätzlich vergeben. In memoriam des ORF-Journalisten und Sendungsverantwortlichen Franz Grabner (u.a. "Kreuz & Quer") initiierte das Franz-Grabner-Board mit ORF und den Produzentenverbänden AAFP und Film Austria je einen Preis für den jeweils besten Beitrag in den Kategorien Kinodokumentarfilm und TV-Dokumentation/Web. Zur Eröffnung der diesjährigen Festivalausgabe wird Erni Mangold mit dem Schauspielpreis ausgezeichnet.
Das Budget wird sich laut Schernhuber "zwischen 1,2 und 1,3 Millionen Euro" einpendeln, den schmerzlichen Ausfall eines Großsponsors habe man aufgefangen. "Es wird aber von Jahr zu Jahr mühsamer, das Niveau halten zu können", sagte Schernhuber. Man versuche auch, die Mitarbeiter fair zu zahlen und fix anzustellen und "kein leidiges Prekariat" zu erzeugen.