Eine Oscar-Nominierung ist eigentlich schon genug, doch auch in diesem Jahr gibt es reichlich Geschenke dazu. Vor Hollywoods großer Show machen sich Nominierte, Stars und weniger bekannte Schauspieler der "B-Liste" auf den Beutezug durch gesponserte "Swag Suites", also Geschenk-Lounges.

Gratis-Kosmetik

Cas Anvar ist einer von ihnen, der in der Oscar-Woche samt Assistentin und großer Tasche die Suite eines Fünf-Sterne-Hotels in Beverly Hills besucht. Die Einladung hat der kanadische Schauspieler seiner Rolle in dem für vier Oscars nominierten Film "Raum" zu verdanken. "Ich bin in einem großen Film, der hoffentlich einen Oscar gewinnt, ich laufe über viele rote Teppiche", erzählt Anvar der Deutschen Presse-Agentur. Genau das wünschen sich die Firmen, die hier ihre Produkte werbewirksam austeilen, von Luxus-Reisen bis Bodylotion mit Diamantenstaub. Anvar lässt sich die Vorzüge einer neuen Haarpflegeserie erklären, die frisch aus London in die USA kommt. "Viel coole Kosmetik hier. Als Schauspieler will man immer jung und fit aussehen, ich probiere gerne neues Zeug aus". Schon wandert ein Dreier-Set gratis in den großen Beutel.

Werbeläufer

Von wegen Schnorren! "Das ist Marketing und Produktplatzierung, wenn die Promis die Produkte unserer Sponsoren benutzen und somit Werbung machen", erklärt Jennifer Koch. Sie arbeitet für den Veranstalter Secret Room Events, der die "Red Carpet Style Lounge" mit 30 Sponsoren ausrichtet. Koch, im eleganten schwarzen Dress, zählt stolz auf: "Wir verschenken Reisen nach Bali, Bora Bora, New York und Miami, Kosmetik, Elektronik, Schmuck, Schuhe für den roten Teppich."

Rund 300 Promis hätten sie eingeladen, darunter eine Handvoll Oscar-Nominierte, TV-Sternchen, Models und Musiker. Sängerin Paula Abdul und "Spotlight"-Regisseur Tom McCarthy stehen auf der Liste, ebenso Filmsternchen Tara Reid und Altstar Bruce Dern aus "The Hateful Eight". Sie hofften, sagt Koch, dass am Ende etwa 50 erscheinen.

Faltencreme und falsche Wimpern

Die Sponsoren sind spendabel. Ein frisch renoviertes Luxushotel am Strand von Miami wirbt mit 100 Drei-Nächte-Gutscheinen um Hollywoodprominenz. Doch die geladenen Gäste langen auch bei kleineren Geschenken wie Faltencreme und falschen Wimpern zu.

Sheree Ladove Funsch zeigt einen tiefen Ausschnitt mit funkelnder Haut, dank einer Bodylotion "mit echtem Diamantenstaub", erklärt die Kosmetik-Fachfrau. "Perfekt für den roten Teppich." Ladonna Sheridan hält einen bleichen und einen gleichmäßig gebräunten Arm hoch. In der Oscar-Nacht dürfe keiner blass aussehen, deshalb sei ihr natürlicher Selbstbräuner unerlässlich.

"Goodie-Bags" mit teuren Präsenten gehören längst zum Oscar-Rummel dazu. Die Stars kostet es keinen Cent, sie werden von Designern und Ausstattern umworben, denn ihr Defilee über den roten Teppich ist die beste Werbung.

Konflikte mit der Steuerbehörde

Die Oscar-Verleiher selbst gehen allerdings deutlich auf Distanz. 2007 schaffte die Filmakademie ihre eigenen Geschenkkörbe für Stars auf der Bühne ab, um möglichen Konflikten mit der Steuerbehörde aus dem Weg zu gehen. 2006 konnten sich die Oscar-Anwärter zuletzt über einen Academy-Korb mit einer echten Perlenkette, Kaschmirdecken, Champagner, Ledertaschen und Gutscheinen für Übernachtungen in Luxushotels im Gesamtwert von mehr als 100.000 Dollar freuen.

Private Event-Firmen sprangen ein. In diesem Jahr umwirbt die Marketingfirma "Distinctive Assets" die 25 Top-Anwärter für Regie und in den vier Schauspielsparten mit Gratisabgaben im Wert von über 200.000 Dollar, wie das Magazine "Fortune" schätzt. Mit auf der Geschenkliste sollen stehen: Ein zehntägiger Luxustrip nach Israel, unbegrenzte Autoanmietung für ein Jahr, Bruststraffung durch Eigenblutbehandlung, ein bei Kiffern beliebter Vaporisator und ein Sexspielzeug, wie der "Hollywood Reporter" berichtet.

Sexspielzeug als Trostpflaster?

Das führt der Academy of Motion Picture Arts & Sciences in diesem Jahr zu weit. Sie geht nun mit einer Klage gegen "Distinctive Assets" wegen Urheberrechtsverletzung vor. Der Vorwurf: Die Firma würde die Geschenktüten so vermarkten, dass man denken könnte, die Akademie stehe hinter diesen Gratisabgaben.

Werden Stars wie Jennifer Lawrence und Matt Damon tatsächlich teure Geschenke annehmen? Vielleicht als Trostpflaster für die Niederlage in der Oscar-Nacht? Oder folgt jemand dem Beispiel von George Clooney? Er trennte sich 2006 von seinem Academy-Geschenkkorb für einen guten Zweck. Bei einer Versteigerung erzielte das gespendete Präsent mehr als 45.000 Dollar. Der Erlös ging damals an die Opfer von Hurrikan "Katrina".