Sie hat "Tatort"-Urgestein Harald Krassnitzer aus seiner Lethargie als Espressi kippender, dauergrantelnder TV-Oberstleutnant befreit: Adele Neuhauser als Bibi Fellner. Seit sie 2011 als stets unberechenbare Antiheldin am Sonntagabend ermittelt, erlebt der Austro-"Tatort" auch außerhalb Österreichs Höhenflüge, schwarzer Humor und urwienerische Charakterstudien durchdringen die beinharten Fälle im Milieu - ein erfolgreicher Mix. Der "Spiegel" urteilte: Mit ihrem Auftauchen habe "der Krimi ein anderes Tempo und eine andere Tonlage, einen neuen, tragikomischen Drive". Und das "Stern"-Magazin ließ sich zu folgender Liebeserklärung hinreißen: "Bibi ist einfach eine Wucht."
Diese Rolle der seit damals manchmal mehr, manchmal weniger trockenen Polizistin von der Sitte, deren Ex-Bekannter Inkasso-Heinzi, ein schwuler Zuhälter, ihr einen schwarzen Pontiac ("Schlampenschleuder") mit auffälliger Airbrush-Motorhaube dagelassen hat, wurde ihr von Drehbuchautor Uli Brée auf den Leib geschneidert. "Dieses Auto ist ein bisschen wie Bibi - man weiß nie genau, ob es anspringt und wie lange es hält", sagt Neuhauser zur Kleinen Zeitung. Als Kommissarin ist Bibi Fellner so unauffällig wie ihr Auto - nämlich gar nicht. Sie faucht, sie flucht, sie lacht laut - und verhört unverschämt direkt.
Im neuen Krimi "Sternschnuppe", dem 13. gemeinsamen Fall, der morgen folgt, ist das nicht anders. Zudem beschäftigen sie eine Beinahe-Affäre, ein emotionaler On-off-Flirt mit Eisner und Ermittlungen bei einem Sexualtherapeuten.
Rückfälle erwünscht
In den bisher zwölf ausgestrahlten Folgen sei der Kollege immer der Stärkere gewesen und sie die Anlehnungsbedürftige. "Wäre schön, wenn sich dieses Machtgefälle einmal ändern würde", überlegt die 57-Jährige. Obwohl: "Eigentlich war ich traurig, dass Bibi so schnell gesundet ist." Nachsatz: "Vielleicht sollte man es einfach sein lassen und sie trinkt wieder." Und dann lacht Neuhauser so, als wäre Bibi oder Julie Zirbner (ihre zweite Paraderolle in "Vier Frauen und ein Todesfall") gerade der Lösung eines Falls auf die Schliche gekommen.
In der neuen Folge der Krimireihe hat die Majorin aber andere Sorgen: Erstens wird sie während des Liebesspiels mit einem Mann zu einem Tatort gerufen und zweitens knistert es auffällig zwischen den beiden Kollegen. "Ich finde es in diesem Fall spannend, eine Liebelei in Erwägung zu ziehen, die beide nicht für möglich halten - wobei dann doch."
Eine Affäre mit Moritz wünscht sie ihrer Figur aber nicht. "Bei einer solchen Beziehung wäre ein früheres Ende der Konstellation vorprogrammiert." Und das sei nicht in ihrem Sinne: "Ich will noch länger mit Harry Krassnitzer ermitteln", sagt Neuhauser. Die Lust am "Tatort" sei ungebrochen. 2016 werden drei neue Krimis gedreht. Geht es nach Neuhauser, kämen die ORF-Cops "eh zu selten dran".