Schwarzer Mantel, Gummistiefel: Der vor Jahren zu Unrecht aus Mailand verbannte Herzog Prospero, der da über die Bühne stapft, ist kein abgeklärter Magier, sondern ein verbitterter Machtmensch, der Kontrahenten, Domestiken und Töchterchen mit Darth-Vader-mäßiger dunkler Energie in Ohnmachten und auf die Knie zwingt. Barbara Petritsch schlüpft auf der Bühne des Grazer Schauspielhauses nonchalant in Shakespeares traditionsreiche Männerrolle und spielt einen mit Zauberkräften ausgestatteten Machtmenschen voll Bitterkeit und schlecht verheilter Empörung. Als das Schicksal diesem von der Menschheit Enttäuschten die Kontrahenten von einst in die Hände spielt, scheint auch ein Blutbad möglich.
Zumal Rottkamp und Bühnenbildner Ralph Zeger aus der Zauberinsel, auf der sich das Drama entfaltet, einen lehmigen Sündenpfuhl machen, eine schlammige Suhle, in der die jeden besudelt, der sie betritt - so auch den König von Neapel (Gerhard Balluch), Prosperos betrügerischen Bruder Antonio (Nico Link) und ihr Gefolge, gestrandet nach einem von Prospero heraufbeschworenen Sturm, der ihr Schiff zum Kentern brachte. Eine lächerliche Karnevalstruppe glitzernder, überschminkter Höflinge im Dreck - das ist ein Gag, dessen Komik hier ausgiebig gemolken wird. Ansonsten gibt es nicht viel zu lachen in dieser düsteren, sprunghaften Inszenierung, die doch von Liebe, Sehnsucht, Vergebung erzählen soll. Rottkamp lässt das Ensemble an dem knapp zweistündigen Abend kaum auf Pointe spielen, ihm geht es mehr um Einblick in das zerstörerische Wesen der Macht.
Dass die drei zentralen Männerrollen mit Frauen besetzt sind, erweist sich dabei jedenfalls als durchaus tragfähig: Neben Petritsch als Prospero brillieren Sarah Sophia Meyer als Luftgeist Ariel und vor allem Julia Gräfner in hingebungsvoller Verkörperung des vom Zauberer versklavtes Inselmonsters Caliban.
Der Sturm. Von William Shakespeare. Schauspielhaus Graz. Premiere: 6. Februar. Nächste Vorstellungen: 11., 13., 23., 24. Februar. www.schauspielhaus-graz.com