Neue Akzente will Holger Bleck, der neue Intendant des Carinthischen Sommers, in der heurigen Festspielsaison setzen. Das wurde auch schon bei der Programmpräsentation am Mittwochabend in Villach deutlich: Bleck versah das Festival mit einer neuen Bild-Marke und einer eigenen Fanfare. Außerdem soll der Carinthische Sommer wieder "den Weg zu den Menschen in der Region" finden.
"Es ist fast wie eine neue Liebe, ich habe Schmetterlinge im Bauch", sagte Bleck über seine neue Aufgabe am Ossiacher See. Das und auch das Festivalmotto, das heuer "zum Paradies" lautet, hätten durchaus etwas mit seiner Begeisterung für Kärnten zu tun. "Ich war voriges Jahr schon hier und habe mir fast alle Konzerte des Carinthischen Sommers angesehen. Da war es für mich klar, heuer eine Hommage an das Land zu verfassen."
Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Carinthischer Sommer unterwegs" sollen Musiker mit der Bahn in Kärnten unterwegs sein und Konzerte an Bahnhöfen, in Wirtshäusern und in Freibädern geben. Damit will Bleck einen wichtigen Teil seiner Strategie verfolgen, nämlich den, dass das Festival wieder näher an die Menschen aus der Region heranrücken soll. "Das war ein ganz entscheidender Punkt in meinem Konzept, mit dem ich mich hier beworben habe. Manchmal ist die Hürde zu solchen Festivals groß - sie soll nach Möglichkeit abgebaut werden. Vielleicht haben wir in fünf Jahren dann nicht mehr 13.000 Besucher, sondern vielleicht 15.000 oder 20.000 - das soll aber kein Maßstab sein."
Menschen aus der Region in Kontakt mit den Festival-Veranstaltungen zu bringen, soll auch schon mit der Aufführung der "Carinthischen Wassermusik" am Eröffnungstag (14. Juli) passieren. 150 Blasmusiker, bis zu 700 Chorsänger sowie Freiwillige Feuerwehren sollen auf dem See und an den Ufern musizieren - jeder auf seiner Art. "Die Einbindung von regionalen Kulturinitiativen soll auch in den nächsten Jahren erfolgen", so Bleck.
Eine weitere Besonderheit im Festspielprogramm wird die Aufführung von Gottfried von Einems Kirchenoper "Jesu Hochzeit". Das 1980 von Carinthischen Sommer in Auftrag gegebene, aber wegen der polarisierenden Titels nie in Kärnten aufgeführte Stück soll heuer erstmals im Stiftshof Ossiach erklingen. "Wir wollten es in der Stiftskirche aufführen - doch das war trotz einiger Verhandlungen nicht möglich", sagte Bleck. Darüber sei er nicht beleidigt. "Es ist halt wahrscheinlich ein katholisches Dogma, dass das, was in der Bibel steht, auch eins zu eins umgesetzt werden muss - und das ist in dieser Oper eben nicht der Fall." Ob es - wie vor 36 Jahren - auch heuer wieder zu heftigen Protesten seitens der Kirche kommen wird, weiß Bleck noch nicht: "Ich habe keine Kristallkugel, um in die Zukunft zu schauen. Aber völlig davon abgesehen, ob es Proteste gibt, oder nicht: Die Oper ist es wert, aufgeführt zu werden."
In den vergangenen Jahren waren die Kirchenopern aus finanziellen Gründen aus dem Festspiel-Programm genommen worden. Dass es jetzt wieder eine gibt, ist auch Blecks Konzept des Fundraisings für Kulturveranstaltungen zu verdanken. "Jesu Hochzeit" wird von der Gottfried-von-Einem-Gesellschaft unterstützt, außerdem gibt es eine Kooperation mit dem Stadttheater Klagenfurt.