Im September 2015 kam Maja Haderlaps Roman, der den Partisanenkampf der Kärntner Slowenen gegen Nazi-Deutschland ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt hat, am Wiener Akademietheater heraus. Die Uraufführung in Form eines auf drei Personen reduzierten Kammerspiels ging bereits im März 2014 in Laibach über die Bühne – ein grandios illustrierter Abend, gespielt auf Burgtheaterniveau, für die Bühne eingerichtet und inszeniert vom 33-jährigen Triestiner Igor Pison. Am kommenden Sonntag gastiert das Slowenische Nationaltheater Drama mit „Angel pozabe“ in Klagenfurt, deutsche Übertitel werden die Sprachbarrieren aufheben.
Igor Pisons große Leidenschaft gehört zwar der Oper, da aber während seines Studiums an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München Romanadaptionen plötzlich „in“ wurden, erkannte er, „wie gut man so Theatergeschichten erzählen kann“.
Erschütternd
Bei Maja Haderlaps „Engel des Vergessens“ war die Reduktion auf drei Personen für Pison zwingend: „Es ist ja eine intime Geschichte. Also drei Schauspieler, die vier Figuren darstellen. Denn da, wo die Mutter ist, kann die Oma nicht sein, eine löscht fast die andere aus.“ Maja Haderlap habe ihm völlig freie Hand gelassen, nur die Chronologie sollte er einhalten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, in Kritiken wurde die „erzählerisch erschütternde und schauspielerisch starke Bühnenadaption“ gelobt. „Mit wenigen Handbewegungen erzeugt die hinreißende Sa(s)a Pav(c)ek eine Atmosphäre, in der man fast das Brot zu riechen glaubt, dessen Teig sie als Großmutter knetet“, schrieb die Kleine Zeitung.
Ob sein persönlicher Hintergrund als Triestiner Slowene eine Rolle bei der Inszenierung gespielt habe? Igor Pison: „Wenn, dann unbewusst. In erster Linie geht es um die Geschichte, dass es auch die Geschichte einer Minderheit ist, kommt erst dahinter.“ Seiner Mehrsprachigkeit verdankt der Regisseur ein breites Einsatzgebiet von Zagreb bis München. „Bisher auch ziemlich erfolgreich, was nicht so üblich ist für meine Generation“, fügt er hinzu. Unüblich für sein Alter ist auch, dass der studierte Germanist „wunderbar ohne eigene Website und Facebook leben kann“. Dieser Versuchung möchte er sich nicht aussetzen, weil er Ruhe zum Schreiben brauche. Zuletzt sind zwei Bände mit Kurzgeschichten erschienen, wenngleich: „Meine Kurzgeschichten sind ziemlich lang und sehr geschwätzig. Meine Musen quatschen zu viel“, scherzt Igor Pison.
Haderlaps „Engel“ wird nicht das Einzige blieben, was von Igor Pison am Klagenfurter Stadttheater zu sehen sein wird. In der nächsten Spielzeit inszeniert er das Kindermusical „Der Lebkuchenmann“.
Zudem beginnt mit dem Laibacher Gastspiel eine neue Zusammenarbeit der Theaterbühnen im Alpen-Adria-Raum: Im Juni zeigt das Stadttheater Klagenfurt Ibsens „Nora“ (Premiere am 7. Jänner) in Ljubljana.

USCHI LOIGGE