Der österreichische Bauingenieur Wolfdietrich Ziesel ist gestern, Dienstag, im Alter von 81 Jahren verstorben. Das teilte die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland am Mittwoch mit. Ziesel habe die heimische Baukunst und ihr nationales wie internationales Ansehen in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mitgestaltet, hieß es in der Aussendung.
Am 20. April 1934 in München geboren, maturierte Ziesel 1952 in Salzburg und studierte im Anschluss in Rekordzeit an der Technischen Universität (TU) Wien Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Konstruktiver Ingenieurbau. 1958 promovierte er zum Doktor der technischen Wissenschaften. Es folgte eine Assistenztätigkeit unter dem Stahlbauer Kurt Klöppel an der Technischen Hochschule Darmstadt und 1960 die Eröffnung eines Konstruktionsbüros in Wien als Zivilingenieur für Bauwesen. Von 1977 bis 2000 war Ziesel als Hochschulprofessor und Vorstand des Instituts für Statik und Tragwerkslehre an der Akademie der bildenden Künste tätig.
Ziesel hat rund 700 Projekte im In- und Ausland entworfen und konstruiert und dafür zahlreiche Preise erhalten, darunter das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, den Adolf-Loos-Preis für die Brücke "Hackinger Steg" in Wien sowie den Europäischen Stahlbaupreis und den Staatspreis Consulting für die Überdachung der Hanghäuser in Ephesos.
Kammer-Präsident Peter Bauer würdigte Ziesel in der Aussendung als "großartigen Ingenieur", der "durch kreatives Denken im Entwurfsprozess zu innovativen Lösungen fand, die viele Generationen von Ziviltechnikern prägte, der durch sein weltoffenes Denken eine Brücke zu Architekten schlug und durch seine Fähigkeit zu interdisziplinärem Dialog diesen die Scheu vor der Zusammenarbeit nahm".