Um die Auszeichnung als bester österreichischer Film konkurriert "Ich seh Ich seh" mit Wolfgang Murnbergers vierter Brenner-Verfilmung "Das ewige Leben" und Stephan Richters Debütfilm "Einer von uns". Beide kommen - wie auch Elisabeth Scharangs Unterweger-Annäherung "Jack" - auf je fünf Nominierungen, Karl Markovics' zweites Regiewerk "Superwelt" und Marie Kreutzers Romanadaption "Gruber geht" folgen dicht mit Nennungen in je vier Preissparten. Sowohl der Regie- als auch der Drehbuchpreis wird zwischen "Ich seh Ich seh", "Gruber geht" und "Das ewige Leben" ermittelt - wobei in der Drehbuchkategorie mit Christian Frosch ("Von Jetzt An Kein Zurück") ein vierter Kandidat mitmischt, weil auch die Stichwahl Stimmengleichheit gebracht hat.
Es bleibt der einzige Ausreißer unter den nunmehr 16 Kategorien. Mit den Auszeichnungen für den besten Nebendarsteller bzw. die beste Nebendarstellerin sind zwei neue Sparten hinzu gekommen - eine überfällige Würdigung für jene, die eine "ungemein wichtige, sehr unterschätzte Aufgabe" beim Film zu leisten haben, so Ursula Strauss, die der die Preise vergebenden Akademie des Österreichischen Films neben Stefan Ruzowitzky als Präsidentin vorsteht. Gerti Drassl kommt durch die Neuerung auf gleich zwei Nominierungen, nämlich für ihre Hauptrolle in "Vals" ebenso wie für ihre Nebenrolle in "Ma Folie". Weitere Kandidaten in der neuen Kategorie sind Inge Maux ("Jack") und Susi Stach ("Planet Ottakring") bzw. bei den Herren Karl Fischer ("Der Vampir auf der Couch") sowie Christopher Schärf und Markus Schleinzer, die beide für "Einer von uns" ins Rennen gehen.
Bei den männlichen und weiblichen Hauptdarstellern ist "Superwelt" mit Rainer Wöss und Ulrike Beimpold stark aufgestellt, können Johannes Krisch als "Jack" Unterweger und Manuel Rubey als von Doris Knecht erdachter Johnny Gruber in "Gruber geht" auf einen Preis hoffen und mischt sich mit "Chucks"-Hauptdarstellerin Anna Posch ein Nachwuchsstar in die illustre Runde. Um die Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm rittern Constantin Wulffs "Wie die Anderen", Nikolaus Geyrhalters "Über die Jahre" sowie Jakob Brossmanns "Lampedusa im Winter".
Brossmanns Lampedusa-Doku ist für Akademie-Obmann Josef Aichholzer dann auch ein Beispiel für jene Filme, denen es gelingt, "ein Stück Vernunft in die Gesellschaft zu bringen" und uns - in diesem expliziten Fall - "ermöglicht, Traumaarbeit zu bewältigen". Das Thema Flüchtlingskrise dominierte die mit u.a. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hochkarätig besetzte und mit 100 Minuten langwierige Pressekonferenz im Wiener Ringturm. Die wurde von manchen Teilnehmern auch gleich genutzt, um die verantwortlichen Politiker auf manch verbleibende "Engpässe" in der Filmförderung hinzuweisen - etwa, was das fehlende Angebot an Filmstudios in Österreich (Stefan Ruzowitzky) oder explizite Initiativen für weibliche Filmschaffende betrifft (Eva Spreitzhofer).
Die aktuell 336 wahlberechtigten Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films treffen nun in den kommenden Wochen die Entscheidung über die Auszeichnungen, wobei insgesamt 17 Spiel-, 16 Dokumentar- und 21 Kurzfilme eingereicht worden waren. Die Kriterien für Spiel- und Dokumentarfilme sind neben dem Kinostart im Zeitraum von Oktober 2014 bis November 2015 ein österreichisches Ursprungszeugnis und der Nachweis einer "erheblichen österreichischen kulturellen Prägung". Die Kurzfilm-Nominierten ("Alles wird gut", "Esel", "Uncanny Valley") wurden indes nach dem Erfolg auf internationalen Festivals ausgewählt.
Überreicht werden die von VALIE EXPORT gestalteten Preisskulpturen am 20. Jänner zum zweiten Mal im Auditorium Grafenegg. Erneut übernimmt Markus Schleinzer ehrenamtlich die Regie des Galaabends, der unter dem Zeichen der Vielfalt stehen soll. So lösen gleich 16 Künstler - darunter Josef Hader, Hilde Dalik, David Schalko und Christiane Hörbiger - den bisherigen Moderator Karl Markovics ab. Und werden die rund 1.200 Gäste diesmal von Koch Toni Mörwald nicht mit Rezepten aus dem Kochbuch von Ursula Strauss, sondern von Maha Abdalla bekocht. Die syrische Künstlerin und Köchin hat nach ihrer Flucht seit Anfang Oktober ein Zuhause bei der Familie von Filmproduzent Alexander Dumreicher-Ivanceanu gefunden.