Ins brettlebene, sonnige Südburgenland entführt „Kreuz des Südens“, der fünfte Landkrimi (heute ORF eins, 20.15 Uhr). Andreas Lust spielt einen ausgebrannten Polizisten aus Wien, der das geerbte Haus am Land verscherbeln will und schnell feststellt, dass hinter dem Idyll dunkle Geheimnisse schlummern. Regie im mit Franziska Weisz, Lukas Resetarits, Michael Fuith, Maria Urban und Harry Lampl hochkarätig besetztem Film führte die gebürtige Burgenländerin Barbara Eder.

Ist es eher hilfreich oder erschwerend, wenn man für einen Landkrimi über sein Heimat-Bundesland engagiert wird?
BARBARA EDER: Es ist Fluch und Segen zugleich. Viele Leute aus meinem Umfeld haben gesagt: „Oh, du machst einen Burgenlandkrimi, dann musst du das und das unbedingt reinbringen.“ Natürlich möchte ich dem Burgenland gerecht werden, aber in erster Linie hat es Spaß gemacht.

Barbara Eder drehte im Burgenland
Barbara Eder drehte im Burgenland © ORF

Wie haben Sie Ihre berufliche Rückkehr erlebt?
EDER: Das Burgenland ist mir nicht fremd. Das Land ist sehr unterschiedlich: Der Norden ist so anders als der Süden, es gibt viele verschiedene Sprachinseln, Gegenden der Burgenlandkroaten und Gemeinden, wo noch immer Ungarisch gesprochen wird. Das war eine Herausforderung. Ich habe mich dafür entschieden, ganz viele Aspekte in ein Dorf zu packen. Dazu kommt die Auswandergeschichte. Ich kenne wenige, die keinen Onkel oder keine Tante in Amerika haben. Es gab riesige Auswanderungswellen.

Wie sind die Burgenländer seelisch gestrickt?
EDER: Jene, die nicht ausgewandert sind, haben es nicht leicht gehabt. Den Burgenländer gibt es nicht. Aber viele Landsleute sind genügsam und bescheiden.

Im Film fehlen die touristischen Aushängeschilder: Wein, Neusiedlersee und Schloss Esterházy. Wie kam es zu der Geschichte?
EDER: Die Idee und auch die ersten Entwürfe des Buches stammen von Ivo Schneider, der kein Burgenländer ist. Ich habe das Buch überarbeitet und das Burgenland, das ich kenne, reingepackt. Im ersten Buch haben zentrale Elemente gefehlt: der Bürgermeister, der ist wichtig für die Provinzgemeinschaft. Und die Dorftratschn, die am Bankerl sitzen. Das sind die, die wirklich wissen, was los ist im Ort.

Ihre Filme blicken oft tief in menschliche Abgründe. Ist ein Landkrimi da wie ein bisschen Luftholen?
EDER: Ja. Die Dinge, die man von mir kennt, sind ernster, aber ich habe ein sehr lustiges Gemüt und viel Humor. Die Leute sehen das nur nicht immer unbedingt in meinen Filmen. Ich mag es, ehrlich gesagt, sehr gern, wenn es menschelt und menschliche Schwächen zutage kommen.

Bei den ersten sechs Landkrimis sind Sie die einzige Regisseurin, ein weiterer von Catalina Molina ist abgedreht. Wie schwierig hat man es als Frau in der männlich dominierten Filmbranche?
EDER: Ich merke die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der Branche zum Beispiel daran, welche Stoffe mir angeboten werden: unterschwellig wird da schon unterschieden. Die Frage lautet: Passt dieser Stoff zu einer Frau oder soll das lieber ein gestandenes Mannsbild machen?

Welche Filmprojekte bekommen Sie denn angeboten?
EDER: Dinge wie „Die misshandelte Frau“ oder Romantic Comedys. Ich kann mit Panzern und Granaten, kann Bomben hochgehen lassen. Aber ich traue mich wetten, wenn ein Kriegsfilm zu vergeben wäre, würde man diesen einem Mann anbieten. Ich möchte niemandem unterstellen, dass das bewusst gemacht wird. Ich denke, das dauert noch eine Weile. Deswegen schreibe ich viele Themen selber. Die meisten Regisseurinnen sind auch Autorinnen. Das ist kein Zufall. Ich bin froh, dass man beim ORF erkannt hat, dass ich auch „männliche“ Themen kann.

Welche Projekte werden Sie in nächster Zeit noch umsetzen?
EDER: 2016 steht meine erste „Tatort“-Regie an, der Dreh ist für Mai geplant. Derzeit schreibe ich für den ORF an einer neuen Krimireihe. Der Krimi ist immer nur die Dramaturgie. Es geht um viel anderes; Graustufen und Menschen natürlich.