Worum geht’s im „Tatort“ aus Niedersachsen?
ANTWORT: Die Ex-Frau eines Bundeswehrpiloten wird ermordet aufgefunden: von ihrem Ex-Mann im schäbigen Wochenendhaus, irgendwo im Harz. Die Ermittlungen führen Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) schnell zu einer unübersichtlichen Zahl an Liebhabern der Toten: Männer der Soldatinnen sowie Kameraden des Ex-Mannes.


Und worum geht’s eigentlich im Fall „Spielverderber“?
ANTWORT: Um das abgeschottete Milieu im Fliegerhorst – das menschliche, nicht das militärische. Ein isolierter Kosmos, in dem sich die Protagonisten mitunter in Nischen aller Art flüchten. Und um eine Frau, die sich den Spielregeln nicht unterwirft und infolgedessen von der Gemeinschaft ausgegrenzt wird.


Wie schlägt sich Charlotte Lindholm in ihrem 23. Fall?
ANTWORT: So müde und unkonzentriert hat man eine der souveränsten „Tatort“-Ermittlerinnen noch nie gesehen. Ihr neuer Vorgesetzter bekämpft sie, die eigene Mutter macht ihr Vorwürfe und ihr Sohn vermisst sie. Ein wenig Ablenkung hilft ihr beim Abschalten: Lindholm kommt dem Kommodore eines Luftwaffenstützpunktes (Richard van Weyden) näher – in einer schön unkitschigen Knutschszene.


Wie brutal ist dieser Sonntagabendkrimi?
ANTWORT: Nach den Terroranschlägen von Paris hat die ARD beschlossen, den Doppel-„Tatort“ mit Helene Fischerals skrupellose Serienkillerin auf Jänner zu verschieben. Der heute ausgestrahlte Krimi ist nicht gerade unblutig. Die Leiche fällt – Hitchcock lässt grüßen – in einem gespenstigen Setting vom Dachboden. Und auf dem Seziertisch liegt noch eine andere berühmte Leiche mit offenem Bauch: Kai Diekmann, Noch-„Bild“-Chefredakteur, hat einen Gastauftritt.


Was gefällt besonders gut an diesem „Tatort“?
ANTWORT: Dass die spannendsten Geschichten noch immer das Beziehungsleben der Menschen schreibt. Und dass Regisseur Hartmut Schoen das politisch relevante Thema Luftwaffe aus der intimen Perspektive erzählt – in atmosphärisch starken Bildern.


Woran hakt’s in Lindholms neuestem Fall?
ANTWORT: Durch die viele Flirterei am Stützpunkt bleibt die Spannung irgendwo auf der Strecke. Es werden viele interessante Aspekte angerissen (Soldatenwitwen, Kriegstraumata), die aber oberflächlich bleiben.


Soll man heute Abend um 20.15 Uhr einschalten?
ANTWORT: Ja, weil Maria Furtwängler noch immer in einer eigenen „Tatort“-Liga spielt.