Die Fotos im Programm hatten eher Klamaukhaftes vermuten lassen: Die neue Deutung des "Barbiers" in der Inszenierung von Axel Köhler geriet aber wohltuend komödiantisch, unterhaltsam und kurzweilig und ließ abseits von allem Amüsement den Charakteren eine zweite, tiefere Deutungsebene. Unter der Leitung des ersten Kapellmeisters Robin Engelen musizierte das Grazer Philharmonische Orchester mit Leichtigkeit und Eleganz und ließ dabei immer wieder auch ein wenig Melancholie und Tragik der Figuren durchscheinen.
Okarina Peter und Timo Dentler schufen ein originelles und wandelbares Bühnenbild, das mit Lichteffekten zusätzlich für differenzierte Stimmungen sorgte. Überzeugend waren auch die gesanglichen Leistungen - vom Herrenchor der Oper und den Nebenrollen (Dariusz Perczak als Fiorello und Offizier und Sofía Mara als Berta) bis zu den Hauptrollen. Tansel Akzeybek war ein sanfter und gleichzeitig viriler Graf Almaviva, Isaac Galán ein gewitzter und vor Selbstvertrauen strotzender Figaro. Anna Brull gab mit perlenden Koloraturen eine herzige und raffinierte Rosina. Auch Wilfried Zelinka (Bartolo) und Peter Kellner (Basilio) meisterten ihre Parts sowohl stimmlich als darstellerisch mit Bravour.