Die "Tatort"-Folge "Verbrannt" aus dem hohen Norden war mitunter vorhersehbar - beruhte sie doch auf einem wahren Fall. Im Jahr 2005 verbrannte Oury Jalloh, ein Asylwerber aus Sierra Leone, an Händen und Füßen gefesselt in einer Polizeizelle im deutschen Dessau. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht restlos geklärt. Nun, zehn Jahre und eine Geldstrafe später, hat sich das NDR den Fall vorgeknöpft, ihn fiktionalisiert und in ein trostloses Kaff in Niedersachsen verlegt.
Die Aufregung war im Vorhinein vorprogrammiert. Im Nebel ermitteln die Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) in einem Sumpf aus Rassismus, Realitätsverweigerung und Abhängigkeit von einem manipulativen Polizei-Revierleiter. Zugleich war es die Abschiedsvorstellung von Lorenz - auch das setzte Falke zu.
Auf Twitter, der "Tatort"-Kritik-Instanz, fehlte bei der Ausstrahlung am Sonntag (ARD) manchen angesichts der wahren Geschichte die Lust zum Lästern, dass sich der Klassiker dem brisanten Thema annimmt, ist großteils positiv aufgenommen worden: für seine Aktualität, seine Relevanz und sein kritisches Bild auf Deutschland.
Vielen Twitter-Usern gefiel der Auftritt von Serdar Somuncu, deutscher Schriftsteller und Kabarettist türkischer Herkunft.
Da ist es was faul auf der Dienststelle: Das war den meisten schnell klar.
Viele Referenzen: zum Beispiel Hagen von Tronje, der in der Nibelungensage Siegfried tötet.
Falke, der den Asylwerber eingangs krankenhausreif geschlagen hatte, glänzte mit einer Schlussrede - und der Song zum "Tatort" war "Strange Fruit" von Billie Holiday, in dem sie die Lynchmorde an Schwarzen im Süden der USA beklagt.