In achteinhalb Jahren einmal durch das Land: Das neue Frühfernsehen des ORF ist auf Schiene und startet voraussichtlich am 29. März kommenden Jahres mit dem Titel "Guten Morgen Österreich". Damit schließe man "die letzte Lücke", erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Mittwoch dem Publikumsrat. Im Zuge dessen wird es auch zu einer Personalaufstockung in verschiedenen Bereichen kommen.
Rund 2.100 Gemeinden stünden für das mobile Studio als potenzielle Schauplätze zur Auswahl. Im Fokus habe man die Bereiche Information, Service und Unterhaltung. Die von Montag bis Freitag geplante dreistündige Live-Sendung ab 6 Uhr wird jede Woche aus einem anderen Bundesland kommen, wie Projektleiter Alex Hofer sagte. In Zusammenarbeit zwischen der zentralen Redaktion, die in der Generaldirektion angesiedelt sein wird, sowie den neun Landesstudios und der "ZiB" will man "im besten Fall eine gute und bunte Mischung" bieten.
Moderatorencasting im Oktober
Nötig sind dafür auch neue Personalressourcen: Insgesamt sind rund 30 Vollzeitäquivalente vorgesehen, die neu angestellt werden sollen, wobei zwei auf jedes Landesstudio entfallen, drei auf die "Zeit im Bild"-Mannschaft sowie neun auf die "Guten Morgen Österreich"-Redaktion. Das Casting für zwei Moderatoren, die jeweils abwechselnd mit Moderatoren der Landesstudios durch das Format führen sollen, ist für Oktober angesetzt.
Was die zeitliche Gliederung betrifft, bilden Kurzausgaben der "ZiB" im Halbstunden-Takt den Rahmen für das Frühfernsehen. Zusätzlich sind ausführliche Wetter- und Verkehrsinfos geplant, ein Kalenderblatt als Rubrik, die sich besonders mit dem jeweiligen Tag auseinandersetzt, sowie Tages- und Wochenausblicke. "Bundesland Heute"-Beiträge des Vortags, die "das Zeug haben, national gespielt zu werden", könne man ebenfalls einbauen, so Hofer. Weiters vorgesehen: "Seitenblicke"- und Sport-Beiträge, Gemeindeporträts sowie schwerpunktmäßige Tagesthemen mit einem regionalen Experten als Studiogast.
Bezüglich des "Tourplans" will man sich etwa an Kultur- oder Sportevents orientieren - vom Festspielsommer über Skirennen bis zum Villacher Kirchtag. "Dort, wo was los ist, wollen wir zu Gast sein", betonte Hofer. Die Pilotphase ist für Februar und März angesetzt. Letztlich bedeutet das Format für jedes Landesstudio mehr als 80 Stunden zusätzliches Programm pro Jahr. Ein Produzent soll bis Ende September gefunden werden. Die Netto-Kosten abzüglich der erwarteten Erlöse bezifferte Wrabetz mit rund sechs Mio. Euro.
Zuschauerpotenzial sei aus seiner Sicht jedenfalls vorhanden: Aktuell liegt der Marktanteil der beiden ORF-Hauptprogramme in der entsprechenden Zeitzone bei rund 17 Prozent und hat sich in den vergangenen Jahren verringert. "Die Frühzone wird zunehmend an Bedeutung gewinnen", ist sich der ORF-Chef sicher. Wenn man ein entsprechendes qualitatives journalistisches Angebot lege, könne man hier auch Anteile hinzugewinnen.
Mehr Sport
Neues bietet auch der Spartenkanal ORF Sport +, und zwar bereits ab 26. Oktober: Dann ist eine zusätzliche Stunde Live-Programm ab 19 Uhr geplant, vorausgesetzt die Behörde genehmigt die Pläne, so Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. Kernstück dabei: Eine acht- bis 15-minütige aktuelle Sportsendung mit Fokus auf österreichische und regionale Berichterstattung - quasi als Ergänzung zu "Sport aktuell" auf ORF 2. "Wir trauen uns zu, dass wir in der Weiterführung des Ist-Budgets von 2015 auf 2016 das auch realisieren können."
Angesichts der aktuellen Ereignisse rund um die Flüchtlinge hat der ORF-Publikumsrat in seiner heutigen Sitzung außerdem eine Resolution verabschiedet, in der man das "langjährige humanitäre Engagement des ORF" ausdrücklich begrüßte sowie die fundierte Berichterstattung zur aktuellen Causa hervor strich. Die Aufwandsentschädigung für die Sitzung - 109 Euro pro Mitglied - spendeten die Publikumsräte zugunsten der Flüchtlingshilfe.