Die drei Live-Shows des 60. Eurovision Song Contests aus der Wiener Stadthalle haben weltweit 197 Millionen Menschen verfolgt. Ein neuer Rekord für das Wettsingen. Damit übertraf man die Quoten des Vorjahres um zwei Millionen Seher. In Schweden ist der ESC besonders populär, nicht nur wegen Måns Zelmerlöw. Dort erreichte das Finale einen Marktanteil von 86 Prozent.

Gratulation noch einmal zum Sieg! Was können wir Österreicher nächstes Jahr aber besser machen?
MÅNS ZELMERLÖW: Eure Band The Makemakes hätten definitiv einen besseren Platz verdient. Es reicht aber nicht, nur einen guten Popsong für das Radio zu machen. Eurem Beitrag hat der explosive, außergewöhnliche Moment gefehlt, den ein Eurovisionstitel eben haben muss und mit dem man heraussticht. Aber apropos Österreich: Ich verrate Dir mein Lieblingswort: Jägermeister!

Der Sieg, kombiniert aus Jury- und Zuschauerwertung, gehört Ihnen. Haben Sie seit Wien trotzdem darüber gegrübelt, warum Sie beim Televoting nur den dritten Platz hinter Italien und Russland erreicht haben?
ZELMERLÖW: Für viele Gedanken fehlt mir seit Wien die Zeit. Ich denke nur, dass die Startnummer zehn für die Telefonabstimmung nicht ideal ist, weil du ja erst anrufen kannst, wenn alle Lieder gesungen sind. Und Russland und Italien waren eben nach mir an der Reihe. Ich bin trotzdem ein sehr glücklicher Mann.

Das glaube ich Ihnen auch sofort. Ist aber auch das schwedische Fernsehen so glücklich, innerhalb weniger Jahre schon wieder den Song Contest ausrichten zu müssen?
ZELMERLÖW: Natürlich ist es ein sehr teures Abenteuer, Gastgeber zu sein. Aber ich habe nur positive Reaktionen mitbekommen.

Wie schon Conchita für Wien haben Sie sich als Moderator des ESC ins Spiel gebracht. Könnte er in Ihrer Heimatstadt Lund stattfinden?
ZELMERLÖW: Nein, wir haben keine geeignete Halle. Ich denke, er wird wohl in Stockholm stattfinden. Aber mit mir hat noch keiner darüber geredet. (In Stockholm gäbe es gleich zwei geeignete Stadien, Anm.)

Das Cover seines vierten Albums
Das Cover seines vierten Albums "Perfectly Damaged" © WARNER

Warum haben Sie als glücklicher Mann Ihr neues, mittlerweile viertes Album dennoch „Perfectly Damaged“, also „Vollkommen bzw. perfekt geschädigt“ getauft?
ZELMERLÖW: Der Titelsong ist schon letzten Herbst entstanden und ich habe sofort gespürt, dass er ideal zu mir passt. In Schweden schreibt die Presse nämlich seit Jahren sehr viel über mich – und sehr viel Unsinn. Klatsch und Tratsch. Dass ich mir immer wieder perfekt geschädigt vorkomme. Und der Titel soll auch vermitteln: Niemand ist ohne Fehler.

Schwedische Komponisten und Textautoren waren auch an den heurigen ESC-Beiträgen von Spanien, Aserbaidschan, Georgien und Russland beteiligt. Warum seid Ihr so erfolgreich und gefragt?
ZELMERLÖW: Wir sind das Land von ABBA (lacht). Bei uns ist Songschreiber ein etablierter Beruf. Wir haben auch gute Schulen, um diesen Beruf zu erlernen. Und die langen Winternächte bieten zudem die ideale Atmosphäre und viel Zeit, Lieder zu schreiben.