Die Steiermark mit steirischen herbst, Diagonale und einer aktiven Off-Szene hat zwar eine profilierte Kulturlandschaft, dennoch wurden im Vorfeld der Landtagswahl am 31. Mai kaum kulturelle (Miss-)Töne laut. Größere kulturpolitische Ambitionen waren nicht erkennbar, dafür sorgten seit 2010 Beschlüsse für Verwerfungen: So wurde etwa die "Regionale" - Nachfolger der Landesausstellung - abgeschafft.

Bestellungen neuer Chefs in den größeren Häusern verliefen zuletzt ohne Getöse. Der ehemalige Landesgeschäftsführer der steirischen Volkspartei, Bernhard Rinner, übernahm etwa 2014 die Geschäftsführung der Theaterholding Graz/Steiermark. Die steirische Kulturservicegesellschaft (KSG) - 2004 von Rinner ins Leben gerufen - wird mit einem Beschluss (März 2015) auf Antrag von Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) bis Ende 2015 wieder aufgelöst. Das Budget von 500.000 Euro soll ab 2016 großteils der freien Szene zukommen. 100.000 Euro dürften für bisher erfolgreiche KSG-Projekte weiter zur Verfügung stehen und künftig über die Kulturabteilung abgewickelt werden. In der freien Kulturszene ist man dennoch nicht umfassend angetan von den neuen finanziellen Gegebenheiten.

Im Oktober 2012 wurde von der Landesregierung das Aus für das steirische Festival für zeitgenössische Kunst und Kultur "Regionale" verkündet. Das zuletzt gut von den lokalen Kulturschaffenden und der Bevölkerung angenommene Festival hatte damals zwei Millionen Euro Landeszuschuss bekommen. Mehr sollten dadurch im Gegenzug der steirische herbst sowie die "freie Szene" erhalten. Die "Regionale" hatte die Landesausstellungen abgelöst und wurde seit 2008 in der Südoststeiermark, Liezen und Murau abgehalten. Bei der "Regionale 10" im obersteirischen Bezirk Liezen hatte der internationale tätige chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei in einer viel beachteten Aktion einen vier Tonnen schweren Felsbrocken aus der chinesischen Provinz Sichuan auf die Spitze des 2.995 Meter hohen Dachsteins hieven lassen.

Einen relativ kleinen kulturpolitischen "Eklat" gab es am Dienstag in der letzten Landtagssitzung vor der Wahl am 31. Mai: FPÖ-Klubobmann Hannes Amesbauer hatte in der "Aktuellen Stunde" die Kultur- und die Wirtschaftsförderungsausgaben des steirischen Landesbudgets gegengerechnet und mehr Mittel für die Unterstützung von Unternehmen und somit zur Schaffung von Jobs gefordert. Landesrat Buchmann - sowohl für Wirtschaft als auch für Kultur zuständig - hatte kühl reagiert und geantwortet, dass Amesbauer besser auch die Sondermittel zur Wirtschaftsförderung miteingerechnet hätte und nicht nur die grundsätzlichen Budgetposten. Das Verhältnis sei "in etwa ausgeglichen".

Buchmanns kulturpolitisches Mantra seit seiner Übernahme des Ressorts von SPÖ-Ressortchefin Bettina Vollath: "Die Großen retten die Kleinen", sprich weniger Mittel für die laut Buchmann "großen Tanker" wie Theaterholding Graz/Steiermark mit u.a. Schauspielhaus und Opernhaus und dafür mehr für die freie Kulturszene. In den Aufführungen der "großen Tanker" ist Buchmann übrigens weniger oft zu sehen als seine Vorgängerin Vollath, die etwa regelmäßige Opernbesucherin ist.

Kritik gab es in den vergangenen Wochen seitens der IG Kultur Steiermark, der Interessenvertretung von rund 100 Kulturinstitutionen. Sie ortet wegen des Sparkurses der steirischen Landesregierung "große Depression und Enttäuschung unter den Kulturschaffenden". Außerdem würden Kunst und Kultur im Landtagswahlkampf bei den Parteien kaum aufs Tapet gebracht, wurde von der IG Kultur kritisiert.

APA