Nicht allzu viele Worte, aber umso mehr Emotion verbreitete die russische Kandidatin Polina Gagarina: "Ich bin total glücklich. Es war wirklich unglaublich, und ich bin so dankbar für diesen warmen Empfang, jeder sang mit mir mit", freute sich die 28-Jährige. Gagarina, die mit "A Million Voices" reüssierte, bat um einfach gehaltene Fragen, denn sie antwortete nach ihrem Halbfinalauftritt erstmals auf Englisch. Schwierig machte es ihr ein Journalist aber trotzdem, der wissen wollte, warum sie keinen Song mit LBT-(Lesbian Bisexual Transgender)-Thematik gewählt habe: "Mein Song handelt von Liebe und davon, dass alle dieselbe Sprache sprechen. Es macht keinen Unterschied, wer du bist", antwortete sie mit feuchten Augen und bekam von den Anwesenden "Polina"-Sprechchöre.
"Wir verdienen eine zweite Chance"
Auch Griechenlands Schmachtnummer "One Last Breath" schaffte es ins große Finale am Samstag. "Ich bin froh, dass ich eine zweite Möglichkeit habe, den Song noch einmal zu performen. So wie ich eine zweite Möglichkeit bekommen habe, so verdient auch das Land Griechenland eine zweite Chance in Europa". Statistisch gesehen ist es auch keine Überraschung, dass der Sprung von Sängerin Maria-Elena Kyriakou unter die letzten 27 Teilnehmer klappte. Gelang es den Griechen schließlich noch nie, das Eurovision-Finale zu verpassen.
"Erstens danke ich euch, zweitens will ich sagen, dass ihr mich sprachlos gemacht hat", war auch Serbiens Vertreterin Bojana Stamenov noch voller Emotionen. "Ich war nervös, aber als ich das Publikum und seine Reaktion hörte, war ich beruhigt". Beruhigt war Stamenov auch, weil sie heute als Neunte antreten musste. "Neun ist meine Glücksnummer, und mit ihr gewann auch Marija (Serifovic, die serbische Siegerin des ESC 2007 - Anmerkung)". Der ebenfalls anwesenden Serifovic wurde ebenfalls gedankt und Österreich gratuliert: "Ihr habt die Show perfekt gemacht", lobte die Interpretin von "Beauty Never Lies".
Glückliche Kriegerprinzessin
Wie erwartet, ist auch Mitfavorit Georgien unter den zehn Finalisten. Sängerin Nina Sublatti ("Warrior") - eine optische Mischung aus der Addams Family und der Kriegerprinzessin Xena - freute sich über den Finaleinzug: "Ich bin vor allem stolz, dass ich Georgien glücklich machen kann. Wir haben es verdient, im Finale dabei zu sein. Nicht nur wegen mir, sondern vor allem auch wegen der georgischen Bevölkerung, die in ihrer Geschichte schon viel durchmachte".
Auch für Belgien sind die Chancen auf den zweiten Sieg beim ESC weiter intakt. Völlig überwältigt zeigt sich davon der 19-jährige Sänger Loic Nottet, der mit seiner Nummer "Rhythm Inside" in den erweiterten Kreis der Sieganwärter vordrang: "Ich liebe den Eurovision Song Contest! Hier muss man nicht nur auf die Musik, sondern vor allem auch auf sein Herz hören".
Estlands Vertreter Elina Born und Stig Rästa konnten mit "Goodbye To Yesterday" den Finaltag erreichen. "Wir gehen es Schritt für Schritt an, und ich glaube, wir haben den ersten Schritt gemacht", konnte Rästa noch sagen, ansonsten bekam man Fragen über den finnischen Nachbarn gestellt, und so musste man scheinbar die Enttäuschung über das Ausscheiden von Punkband Pertti Kurikan Nimipäivät ausbaden.
Nach zweimaligen Scheitern in den Semifinals der vergangenen beiden Jahre heißt es für Albanien diesmal auch nach dem ersten ESC-Tag weiterhin "I'm Alive". Zu ihren Erwartungen vor dem Auftritt befragt, meinte Elhaida Dani, dass man "in diesen Momenten alles erwartet, aber für mein Land ins Finale zu gehen, ist einfach verrückt".
Überraschung
Etwas überraschend ist dagegen der Finaleinzug von Rumänien. Dementsprechend überrascht gab sich Altrocker Voltaj: "Wir sind sehr glücklich, dass unsere rumänische Tradition, unsere Seele, unser Herz und unsere Message in Europa Anklang findet. Im Finale werden wir genau dort weitermachen, wo wir im Halbfinale begonnen haben".
"Ganz Europa soll das Lied hören", freute sich Ungarns Teilnehmerin, die gebürtige Budapesterin Boggie schon vor auf ihren Auftritt, und ihr Wunsch wurde dahingehend erfüllt, dass die Zahl der Hörer am Samstag noch weiter steigen wird. Die sanfte Gitarrenballade mit Friedensbotschaft "Wars For Nothing" kam an. "Es war nicht leicht, nach Serbien auf die Bühne gehen zu müssen, mit ihrem Tanzsong", resümierte die 28-Jährige. "Für mich war das Wichtigste, dass die Message rüberkommt, Visuals und der Rest sind mir egal" - und dieses Ziel hat sie ihrer Meinung nach auch erreicht.
Weiters darf sich auch Armenien auf das am Samstag stattfindende Finale vorbereiten. Das Konzept - sechs armenischstämmige Sänger aus sechs verschiedenen Kontinenten - ging im ersten Halbfinale komplett auf. "Es war für uns schwierig, diese vielen verschiedenen Persönlichkeiten und Visionen zu koordinieren. Wir sind aber mit der Zeit zu einer richtigen Familie herangewachsen", so Vahe Tilbian, einer der Sänger der ins Finale aufsteigenden Gruppierung Genealogy.