Der neue "Tatort" aus Berlin, seit Sonntagabend ist er Fernsehrealität. Dem neuen Ermittler-Duo Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) ist mit seiner Hetzjagd durch die deutsche Hauptstadt ein gelungenes Debüt gelungen. Die beiden neuen Charaktere interessieren und provozieren, aber überfordern den TV-Zuseher nicht. Auffällig groß sind die Unterschiede zwischen den beiden Ermittlern: Er ist ein alleinstehender Einzelgänger, der verbissen, berechnend und gerne auch egoistisch ermittelt. Sie hat zwei Kinder, fordert Teamarbeit, scheut aber weder beruflich noch privat Alleingänge. Es fällt schwer Sympathien für die Figuren Karow und Rubin zu entwickeln - aber vielleicht macht sie sich gerade das faszinierend und besonders.
In ihrem ersten Fall wurde das konträre Ermittlerpaar mit Drogen, viel Blut, zerstückelten Leichen, weiteren kaltblütigen Morden und der Suche nach einem Kind konfrontiert. Dazwischen lagen Familiensequenzen und Seitensprünge (Rubin) oder unklare, womöglich kriminelle Anbahnungen (Karow). Die Spannung blieb dabei durchwegs auf einem überdurchschnittlich hohen "Tatort"-Level, einzig die Charakterschwächen der beiden Ermittlerfiguren zerrten zuweilen am Nervenkostüm der TV-Zuseher. Der Versuch von Drehbuchautor Stefan Kolditz und Regisseur Stephan Wagner, tiefgründige Figuren zu entwickeln, war offensichtlich, schoss aber manchmal über das Ziel hinaus.
Der Berliner "Tatort" war übrigens eine doppelte Premiere: Nicht nur das Duo Karow/Rubin feierte seinen Einstand, sondern auch der neue Berliner Flughafen kam zumindest als Drehort zu einem Einsatz. Die drogenschmuggelnde Johanna (überzeugend: Emma Bading) versteckte sich in einem leerstehenden Flughafenhotel vor Mehmet Erdem (Kida Khodr Ramadan). Damit gibt der Skandal-Flughafen, dessen Eröffnung sich aufgrund von massiven Planungsfehlern seit Jahren verzögert, zumindest einmal eine gute Kullisse ab.
Als der Berliner "Tatort" schließlich endete, blieben vielen Fragen offen. Die Gesuchte namens Johanna wurde zwar gefunden, aber es hatten sich im Verlauf der Episode so viele Nebenschauplätze gebildet, dass man gerne zeitnah eine Fortsetzung sehen würde. Auch für die nächsten drei Folgen hat Stefan Kolditz das Drehbuch verfasst - man darf also gespannt sein, wie sich die einzelnen Erzählstränge rund um die neuen Berliner entwickeln werden. Der Auftakt ist jedenfalls geglückt.