Die Aufregung um die ORF-Show "Wer singt für Österreich?" vom 13. März will nicht verebben. Viele Zuseher fühlen sich bis heute gefrotzelt, da vor der Punktevergabe der internationalen Juroren vom Sender nicht darauf hingewiesen wurde, dass die Zuspielungen einen Tag zuvor aufgezeichnet worden waren. Ein ebenso ungeschickter wie leicht vermeidbarer Fauxpas, für den sich der ORF inzwischen auch entschuldigt hat: "Sollte die dramaturgische Gestaltung dieses Sendungselements zu Verwirrung bei Zuseherinnen und Zusehern geführt haben, bedauern wir dies", sagt Sendersprecher Martin Biedermann am Mittwochnachmittag gegenüber der Kleinen Zeitung.
Stefanie Groiss Horowitz, Sendungsverantwortliche von "Wer singt für Österreich?" und Leiterin der heimischen Song-Contest-Delegation, versucht die Vorgehensweise zu erklären: "Die Abstimmungsergebnisse haben wir in Anlehnung an den gelernten Votingprozess beim Song-Contest-Finale präsentiert. Auf Sendung war nicht von Liveschaltungen in diese Länder die Rede, sagt Groiss Horowitz und hat recht. Moderatorin Mirjam Weichselbraun verwendete in der Show das typische "wir schalten jetzt nach ..." nicht.
Dass Juroren bereits einen Tag vor der Live-Show abstimmen, ist beileibe nicht unüblich. Auch beim Eurovision Song Contest (ESC) geben die Experten (deren Urteil zu 50 Prozent in das Ergebnis mit einfließt) bereits 24 Stunden vor den Semifinali bzw. dem Finale ihre Stimmen ab. Bei den Schaltungen in die jeweiligen Länder (beim Song Contest allerdings live) wird ein Gesamtergebnis aus Jury- und Publikumsvotings verlesen.
Mit seiner Vorabaufzeichnung versuchte der ORF kostengünstiger zu arbeiten: "Im Sinne eines offenen Europas ohne Grenzen haben wir aus Kostengründen unter Verzicht auf teure Liveschaltungen die Bekanntgabe in Wien kurz vor dem Finale vorproduziert – mit Botschaftsmitarbeiterinnen und ESC-Volunteers aus den jeweiligen Ländern", erklärt Groiss Horowitz.
Vereinzelte Kritik gab es auch am Titel "I Am Yours", mit dem The Makemakes Österreich beim Song Contest vertreten werden. Er erinnere frappant an "The Scientist" von Coldplay. Bandleader Dominic Muhrer bezog nun erstmals Stellung zu den Vorwürfen: "Es hat jede Melodie schon 100 Mal gegeben. Du kannst das Rad nicht neu erfinden, du kannst aber weiter daran drehen. Wenn man das Gefühl hat, dass einem das Lied bekannt vorkommt, ist das nur ein Zeichen dafür, dass es eingängig ist. Und es gibt Schlimmeres, als mit Coldplay verglichen zu werden", sagt er in "TV Media".
Der Song wurde jedoch einer offiziellen Plagiatsprüfung durch Harald Huber unterzogen und der Sachverständige kam zum Ergebnis: ",I Am Yours‘ von The Makemakes wurde mit ,The Scientist‘ von Coldplay nach musikwissenschaftlichen Kriterien hinsichtlich Übereinstimmungen verglichen. Ergebnis: Es gibt beim Auftakt des Chorus eine identische Stelle im Ausmaß eines halben Taktes. Beide Songs entwickeln sich dann aber sowohl melodisch als auch harmonisch eigenständig weiter. Daraus kann kein Plagiatsvorwurf abgeleitet werden."
"Papa" Waltz wird nicht dementiert
Am Dienstagabend waren The Makemakes gemeinsam mit Mirjam Weichselbraun zu Gast in "Willkommen Österreich". Von Christoph Grissemann und Dirk Stermann wurde Dominic Muhrer auch auf seinen angeblichen Vater Christoph Waltz angesprochen. Das Gerücht, Muhrer sei der Sohn des zweifachen Oscarpreisträgers, hält sich schon länger und fußt auf einem anonymen Eintrag unter einem Video der Band. Auch bei "Willkommen Österreich" dementierte der 24-Jährige die angebliche Verwandtschaft mit Waltz nicht: "Manche Gerüchte sind einfach unbezahlbar. Die Leute können sich gerne den Kopf darüber zerbrechen. Ich bin das schon so oft gefragt worden, ich beantworte das nicht", sagte Muhrer vor 300.000 TV-Zusehern lächelnd.