1. Wovon handelt die heutige „Tatort“-Folge „Blutschuld“?
ANTWORT: Der cholerische, unsympathische Familienpatriarch und Abfallunternehmer Harald Kosen (Bernhard Schütz) wird tot vor seinem ausgeräumten Safe aufgefunden. An einen Raubmord glaubt bei der Polizei niemand. Die Tat erzählt von blanker Wut und unendlichem Hass. So viel sei verraten: Es bleibt nicht bei dem einen Mord.
2.Worum geht’s eigentlich in der Episode?
ANTWORT: Um persönliche Rache an einem skrupellosen Mann, für den beinahe jeder aus seinem Umfeld ein starkes Motiv hätte. Das Mordopfer hat unter anderem seinen Sohn Patrick (großartig: Tino Hillebrand) geschlagen, seine Tochter (Natalia Rudziewicz) missbraucht und die Tochter seines Geschäftspartners zu Tode gefahren. Auch der Schwiegersohn und Vize in der Firma hätte ein Motiv: Kosen wollte ihn entlassen. Die Liste der Verdächtigen ist genauso lang wie die Liste der Familiengeheimnisse.
3. Wie blutig ist die Episode aus Leipzig?
ANTWORT: Subtile Gewaltandeutung war bei diesem Fall nicht das Ziel von Drehbuchautor und Regisseur Steffen Kornatz. Als Zuseher muss man sich dieses Mal auf die explizite Darstellung von Gewalt einstellen: auf Blutfontänen, ausgeschlagene Zähne und grausam verprügelte Gesichter.
4. Wie spannend ist der „Tatort“-Krimi?
ANTWORT: Es startet spektakulär ruppig mit einer videoclipartigen Szene. Die Spannung hält durch die vielen überraschenden Wendungen auch über weite Teile an. Die ratlosen Ermittler ersticken etwaige Thrillerqualitäten aber nach und nach.
5. Was nervt an den beiden Hauptkommissaren?
ANTWORT: Als Ex-Ehepaar und künftiges Ex-Ermittlerduo – die beiden werden wie berichtet durch das erste weibliche Ermittlertrio in Dresden abgelöst – wirken Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) ein bisschen zu abgekämpft und zu müde. Es ist, als ob sie zu viel Baldriantee intus hätten. Sie setzt die immer gleiche erregte Ergriffenheitsmine auf, er grübelt offensichtlich viel zu viel und redet zu wenig.
6. Wer fällt unter den Verdächtigen darstellerisch auf?
ANTWORT: Uwe Böhm – es gibt im deutschsprachigen Krimi nur wenige glaubwürdige Charakterböse wie ihn. Den versoffenen Loser verdächtigt man diesmal sofort. Irritierend ist nur, dass Böhm erst letzten Sonntag im Bodensee-“Tatort“ zum engen Kreis der Verdächtigen zählte.
7. Muss man heute Abend einschalten?
ANTWORT: Wer solide Krimis schätzt und blutige Szenen nicht scheut, könnte Gefallen am vorletztem Fall aus Leipzig haben. Wer subtile, spielerisch starke Kammerspiele bevorzugt, sollte den Abend anders verbringen.