Vor einem Jahr kannten Martina Ebm gerade einmal Brancheninsider und jene, die gerade "Bad Fucking" im Kino besucht hatten. Seit dem Start der "Vorstadtweiber" vor knapp drei Wochen sehen die Wienerin montags im Schnitt 830.000 Österreicher. Die ORF-Serie avancierte zum unerwarteten Quotenhit und Ebm ist dadurch quasi über Nacht in der Champions League der heimischen Serienlandschaft angekommen.
Die 32-Jährige geht mit dem plötzlichen Interesse an ihr sehr demütig um: "Durch meine langjährige Erfahrung im Off-Theater, wo ich auch lernen musste, wie es ist, vor nur einer Handvoll Leuten zu spielen, weiß ich es enorm zu schätzen, dass ich mit dem gleichen Handwerk so viel mehr Menschen erreichen kann", sagt sie der Kleinen Zeitung. "Aber dieselbe Erfahrung zeigt mir auch, wie kurzlebig dieses Geschäft ist und wie schnell alles auch plötzlich enden kann. Daher versuche ich den Moment zu genießen", gibt sich Ebm reflektiert.
Aufgewachsen in der Bundeshauptstadt sowie in Mondsee, dauerte es ein paar Semester, ehe sie ihre Berufung in der darstellenden Kunst fand. Ebm inskribierte an der Uni Wien erst Betriebswirtschaftslehre und Medizin, ehe sie sich für Theater-, Film- und Medienwissenschaft entschied und das Studium 2010 erfolgreich abschloss. Im Anschluss gelang es ihr aber verhältnismäßig schnell, auch zählbaren Erfolg zu haben. Auf Episodenrollen in Serien wie "FC Rückpass" (2010), "Die Lottosieger" (2011) und "CopStories" (2013) folgte mit "Bad Fucking" die erste Kino-Hauptrolle. An die groteske Verfilmung des Krimis von Kurt Palm hat Ebm gute Erinnerungen: "Wir haben in Bad Ischl gedreht und das ganze Team hat im selben Hotel übernachtet. Ich hatte oft das Gefühl von Sommersportwoche oder Skikurs. Dieses Miteinandersein ist für mich immer ein schönes Gefühl", empfindet Ebm. Den sehr schrägen Film von Harald Sicheritz mit Proschat Madani, Adele Neuhauser, Thomas Stipsits und Michael Ostrowski zeigt ORF eins heute um 20.15 Uhr als Free-TV-Premiere.
Mit ihrer Rolle als Caro in den "Vorstadtweibern", einer jungen Frau mit älterem Ehemann und junger Affäre, kann sich Ebm durchaus identifizieren: "Sie ist eine toughe Person, die stark genug wäre, auch alleine klarzukommen – das gefällt mir auch als Martina." Dass in der Serie haufenweise Klischees bedient werden, bestreitet sie gar nicht: "Man darf ja nicht vergessen, dass Klischees immer aus einer gewissen Wahrheit entstehen. Ich finde es also nicht wahnsinnig überzeichnet, da es sicher viele Menschen gibt, die sich in einer unserer Figuren wiedererkennen und das ist gut so. Natürlich wird es bei uns auf die Spitze getrieben indem viele unterschiedeliche Figuren in jeweils extremen Geschichten gezeigt werden." Und wie so oft divergieren Kritik und Quote bei der Serie. Ebm schmunzelt zufrieden: "Irre irgendwie . . ."