Die Latte liegt nun einmal ziemlich hoch. Zwar nicht das Niveau betreffend, aber den Unterhaltungswert. Das Dschungelcamp im Jahr eins nach Larissa Marolt, sucht noch nach Reizfiguren. Nach vier Folgen der RTL-Show sind die meisten Kandidaten noch genauso blass wie vor dem Einzug - nicht nur aufgrund ihrer auch weiterhin hartnäckigen Unbekanntheit. Der Quote hat das aber noch nicht geschadet: Im Schnitt sehen bislang 6,8 Millionen Deutsche und 300.000 Österreicher zu. Dienstagabend wird die Sendung sogar um eine Stunde verlängert (RTL, 22.15 Uhr). Die Dschungelcamper im Zustands-Check:
Walter Freiwald: Statt allem ein weiser Ratgeber zu sein, entpuppt sich der 60-Jährige zum bislang einzigen Problemkind im Körper eines älteren Herren. Hin und her gerissen von seinen Emotionen wettert "Krawalter" gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber (RTL), seinen Kollegen von "Der Preis ist heiß" (Harry Wijnvoord) und Mitstreiter wie Aurelio Savina. In weniger unsympathischen Momenten beklagt Freiwald unter Tränen seine Arbeitslosigkeit und 100 vergeblich geschriebene Bewerbungen. Wenn es gut für ihn läuft, könnte nach dem Dschungel ein Job im Radio für ihn und seine angenehme Stimme möglich sein (lt. "Bild" soll es schon ein Angebot vom Friesischen Rundfunk geben). Vor die Kamera dürfte ihn wohl kein Sender mehr holen, dazu präsentiert er sich in einem zu katastrophalen Zustand, weswegen er - auf Anordnung von Sanitäter "Dr. Bob" - von den Zusehern zumeist nicht zu Dschungelprüfungen geschickt werden darf. Am Montag hat es Freiwald allerdings erwischt: Das Publikum wählte ihn und Jörn Schlönvoigt in die "Dschungel-Kneipe“, wo unvergessliche Getränke warten.
Sara Kulka: Larissa Marolt dürfte am Sonntagabend aufgeatmet haben. Kulka, wie die Kärntnerin mit "Germany's next Topmodel"-Vergangenheit, durfte nicht zum vierten Mal in Serie zur Dschungelprüfung. Somit dürfte schon jetzt sicher sein, dass Marolts "Weltrekord" von acht Ekel- und Angst-Missionen hintereinander unangetastet bleibt. Dennoch hatte Kulka bislang die meiste Kamerapräsenz. Das verdankt die 24-Jährige frühzeitigen Ermüdungserscheinungen, Selbstzweifeln ("Ich bin das Opfer der Nation") und so gut wie nicht vorhandenen Englisch-Kenntnissen ("When I do this not, I'm losers?"). Was insbesondere in Australien nicht von Vorteil ist.
Aurelio Savina: Wer wenig spricht, kann wenig falsch machen - mit diesem Prinzip wurde bereits Peer Kusmagk 2009 Dschungelkönig. Der Macho aus "Die Bachelorette" ist bislang die positive Überraschung, denn wider Erwarten löst er keinerlei Fremdschäm-Empfindungen aus. Niemand hat eine bessere Figur oder mehr Tätowierungen und keiner wirkt den Kotz- und Würge-Aufgaben gegenüber unaufgeregter. Nur einen lebenden Wurm zu verspeisen, führte Savina an seine Grenze. Wird der 37-Jährige in den nächsten Tagen noch sympathisch, ist ihm ein langer Aufenthalt im Wald garantiert.
Rolf Scheider: Der Casting-Direktor und Ex-Juror aus "Germany's next Topmodel" (GNTM) hat es gut, denn er musste dem Affentheater zumindest von Sonntag auf Montag nur beschränkt zusehen. Scheider setzte sich auf seine Brille und konnte nur mehr erahnen, was um ihn herum geschieht. Redselig bleibt er dennoch, aber glücklicherweise nur mehr mit dezentem französischen Akzent im Vergleich zu GNTM. Was bei einem gebürtigen Kölner noch immer eigenartig genug wirkt.
Angelina Heger: Das Küken des Dschungels hat sich bis Montagabend auch wie eines benommen. Leicht zu irritieren, naiv und immer süß lächelnd. So wie man(n) es von einer Teilnehmerin bei der Flirt-Show "Bachelor" erwartet. Doch bei ihrer ersten Dschungelprüfung am Montagabend schlug Hegers Stunde. Von Wassereidechsen, Aalen, Babykrokodilen und Wasserpythons weitgehend unbeeindruckt ertauchte sie zehn Sterne und sorgte dafür, dass der karge Speiseplan im Camp über Reis und Bohnen hinaus erweitert wurde.
Maren Gilzer: Die einstige Buchstaben-Fee beim "Glücksrad" und nunmehrige Seriendarstellerin wirkt überengagiert - zumindest verbal. Allerdings schlug ihr am Freitag bereits die Wanderung in den Dschungel auf den Magen. Nicht auszudenken, welche Auswirkungen eine gegrillte Grille auf Gilzer hätte.
Patricia Blanco: Die Tochter von Roberto "Ein bisschen Spaß muss sein" Blanco schmiedete in den letzten Tagen bereits große Pläne, denn die 45-jährige ist sich sicher, dass ihre Karriere nach der Show endlich beginnt. Dafür will sie auch ihren Namen ablegen und endlich "Phönix" oder "PhönixP" heißen. Noch stehen die Chancen aber gut, dass Blanco mit diesem Schachzug als erste Kandidatin nach dem Dschungel noch unbekannter ist als zuvor.
Rebecca Siemoneit-Barum: Das langjährige Mitglied der "Lindenstraße" fiel bislang nicht aus der Rolle und wurde nur einmal hysterisch. Sie dachte, ein Getier habe seine Eier in ihr Haupthaar abgelegt. Dem Kratzen ein Ende bereitete Jörn Schlönvoigt, der in GZSZ immerhin einen Arzt spielt. "Dr Philip Höfer" erlöste Rebecca schließlich von dem gefährlichen Baumharz.
Benjamin Boyce: Der einstige Mädchenschwarm bei der Boyband Caught in the Act nützt die Langeweile im Dschungel um ebensolche zu verbreiten. So gut wie stillschweigend verbringt Boyce (46) seine Zeit wohl damit, darüber nachzudenken, was er mit seiner Gage von (kolportierten) 70.000 Euro machen könnte. Ab und zu wird Dschungel-Bewohnern diese Entscheidung von Gläubigern jedoch abgenommen.
Tanja Tischewitsch und Jörn Schlönvoigt: Während Schlönvoigt zumindest vorweisen kann, bei GZSZ zum Stammcast zu zählen, gelang Tischewitsch der Absprung in den Dschungel obwohl sie es bei DSDS nicht einmal in die Live-Shows geschafft hat - eine Premiere, die zur diesjährigen Besetzung passt. Bislang sind die beiden auffällig unauffällig und taktisch auf den Spuren von Aurelio. Erste Sympathiepunkte holte sich das Duo erst Montagabend bei der so genannten Schatzsuche. Das von RTL unregelmäßig eingesetzte Spielchen, ist stets ein Indiz, dass dem Sender im Camp zu wenig los ist. Schlönvoigt alias "Dr. Philip Höfer" diagnostizierte sich unterdessen auch selbst: "Ich glaube schon, dass ich ein langweiliger Typ bin. Ich polarisiere nicht, mache nur das Feuer und das Wasser." Durchaus treffend ...