Der Mai 2015 und damit der Eurovision Song Contest in Wien rücken immer näher, nach und nach werden auch die ersten konkreten Details bekannt. So sollen die schon jetzt heiß begehrten Tickets zwischen rund 30 Euro und mehreren hundert Euro kosten, wie ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend verriet. Der Verkauf soll noch vor Mitte Dezember starten.
Derzeit sind bestenfalls gefälschte Karten im Internet erhältlich. Die rund 100.000 offiziellen Karten für insgesamt neun Shows sind am Weg, dabei soll "ein breites Angebot" an Kategorien, Preisen und Packages zur Verfügung stehen, wie Wrabetz erklärte. "Wir hoffen, dass sich viele Menschen für ein Abonnement entscheiden", so der ORF-Generaldirektor. Ein Teil der Karten wird jedenfalls an internationale Fans gehen, ein Teil ist für die offiziellen Fanclubs reserviert.
Der Rest geht in den Verkauf, wobei es "keine Freikarten für niemanden" geben wird, wie Wrabetz klarstellte. Allerdings werde man dafür sorgen, dass der Song Contest für möglichst viele Menschen ein Erlebnis wird - auch für jene, denen selbst die billigste Kategorie zu teuer ist. Bei den teuersten Karten will man sich jedenfalls an Dänemark orientieren, dort kostete die VIP-Kategorie rund 300 Euro - allerdings ohne Essen, wie der ORF-Generaldirektor noch rasch hinzufügte.
Fanmeile wird noch gesucht
Obwohl der Verkaufsstart eigentlich für Mitte November angekündigt war, geht es jetzt wohl doch eher in Richtung Weihnachtsgeschenk: "Noch vor Mitte Dezember" sollen die begehrten Tickets auf den Markt kommen. Inzwischen hat man noch Zeit, andere offene Fragen zu klären, etwa den Standort für das Eurovision Village (eine Art Fanmeile) und den Euroclub, wo die Künstler gastieren. Für das Village werde derzeit eine Auswahl an Locations in "Top-City-Lagen" geprüft, so Wrabetz.
Aber nicht nur wer eine Karte ergattern will, auch wer den immensen Werbewert des Wettsingens nutzen will, muss sich sputen: Die meisten Sponsorenpakete sind laut ORF-Chef bereits ausverkauft. Jagen meist Events ihren Spendern nach, ist es beim ESC umgekehrt: Vor allem die nationalen Platzierungen in den Sendungen und Events rund um die Shows seien großteils schon vergeben. Man suche jedoch noch nach Klein- und Mittelsponsoren, die beispielsweise den rund 1600 erwarteten internationalen Journalisten das "Genussland Österreich" mit heimischer Verpflegung schmackhaft machen. Auch für die 700 Volunteers, die der ORF erst seit Dienstag sucht, habe man schon 300 fixe Bewerbungen
Immerhin sei gerade das Designkonzept von der EBU (European Broadcasting Union) geprüft und für gut befunden worden, erklärte Wrabetz. Tatsächlich zeigte sich Jon Ola Sand, Executive Supervisor des Song Contests bei der EBU, durchaus mit Wien zufrieden. "Es ist großartig, dass der ESC wieder ins Herz Europas zurückkehrt. Wien hat die perfekte Infrastruktur für so ein Event und vor allem mit der Stadthalle auch eine fix-fertige Location."
Wien will "Imagewandel"
In Sachen Rahmenprogramm werden derzeit noch Überlegungen angestellt, zur Debatte stehen etwa Kooperationen mit den Wiener Museen. "Wir haben zeitgleich auch hochqualitative Kulturevents wie etwa die Festwochen", betonte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Das habe zwar einerseits zu Terminkollisionen geführt, andererseits sollen so internationale Gäste von den vielen Facetten des Wiener Kulturprogramms profitieren. Generell erhoffe sich die Stadt einen "Imagewandel", meinte der Kulturstadtrat, der sich auch beeilte zu versichern, dass Wien zu seiner Budgetzusage von rund zwölf Millionen Euro stehe. "Es ist eine neue Komponente, die das junge Wien repräsentiert." So habe man die Chance, das Bild der Klassik- und Mozartstadt zu erweitern und auch die gesellschaftspolitische Haltung Wiens zu vermitteln.
"Starke, positive" Bilder nicht nur von der Bundeshauptstadt an sich, sondern von ganz Österreich wünschte sich Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Der Werbewert lasse sich gar nicht genau beziffern, liege aber sicher bei "mehreren hundert Millionen Euro". Auch der Tourismus soll profitieren: "Das Event ist ein Magnet, die Buchungslage ist derzeit sehr gut." Es gebe aber noch genügend Zimmer, so Stolba. Auch wenn man "im Budget- und Zeitplan" sei, wie Wrabetz betonte, gebe es noch viel zu tun. Als einer der nächsten Schritte steht auch die offizielle Song Contest-Schlüsselübergabe auf dem Programm: Dazu werden sich im Jänner die Bürgermeister von Kopenhagen, dem Austragungsort 2014, und Wien treffen. Am 20. Februar startet der ORF dann auch vor den Kulissen mit seinem ESC-Programm: Unter anderem muss der österreichische Vertreter gekürt werden. Derzeit laufen auch die Ausschreibungen für die Bühnenshow, für die sich der ORF-Generaldirektor ein "intelligentes, aber doch beeindruckendes" Konzept wünschte.