Keine großen Veränderungen bringen die Jahressendeschemata der einzelnen ORF-Medien im kommenden Jahr. Der Programmausblick stand im Mittelpunkt der Publikumsratssitzung am Mittwoch, wobei das Schema vom Gremium großteils wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Großer Schwerpunkt im ersten Halbjahr ist wenig überraschend der Eurovision Song Contest (ESC), wie Fernsehdirektorin Kathrin Zechner darlegte.
So soll bereits im Jänner eine Online-Aktion starten, bevor am 20. Februar die heimische Teilnehmersuche mit der TV-Vorausscheidung in die heiße Phase geht. Im März ist eine "Wir sind Kaiser"-Ausgabe zum Gesangswettbewerb geplant, im April steht dann mit "Starlight reloaded" eine BBC-Produktion über 60 Jahre ESC an. In den zwei Wochen vor dem Finale am 23. Mai gibt es schließlich tagesaktuelle Berichterstattungen, mit "Eurovision Inside" ein tägliches Magazin und weitere Spezialsendungen. In der Finalwoche meldet sich das Team dann täglich live aus der Wiener Stadthalle.
Österreichische Inhalte
Abseits des Großevents soll im kommenden Jahr erneut verstärkt auf österreichische Inhalte gesetzt werden, wie Zechner unterstrich. "Wir bauen die Information weiter aus", verwies sie auf die bereits angekündigte Doku-Schiene auf ORF eins mit Hanno Settele, die am 4. Dezember mit einer Ausgabe über Spionage startet und im Jänner zum Thema Angst fortgesetzt wird. Ein Vorhaben, das auch als Experiment zu verstehen sei. "Da wir begrenzte Ressourcen haben, können wir nicht im Labor entwickeln, sondern machen das am Schirm." Fortgeführt wird die "Universum"-Ausgabe zu den "Grünen Grenzen", wobei bis 2018 die Geschichte der Bundesländer und Regionen im Fokus stehen soll.
Neben weiterem regionalen Content, darunter einer Fortsetzung der Rankingshow "9 Plätze, 9 Schätze", ist ein Schwerpunkt zum Thema "Slow down" geplant. Man werde zeigen, "wo und wie man entschleunigen kann", so Zechner. Angelehnt an die "Landkrimis" will man wiederum Stadtkomödien als Gegengewicht dazu produzieren, wobei dieses Projekt ebenso wie eine "News Morningshow" für ORF eins, eine trimediale Serie oder eine wöchentliche Fictionproduktion für den Vorabend noch als "Werkstattblick" tituliert wurden. Fix sind hingegen Sendungen zu Jubiläen wie 70 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg, 60 Jahre Staatsvertrag oder 60 Jahre Fernsehen.
Arbeitsweise der Zukunft
Im Plenum des Publikumsrates war neuerlich der trimediale Newsroom des Senders ein Thema. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz versuchte zum wiederholten Male, Befürchtungen zur zerstreuen, dass es aufgrund der stärkeren Verschränkung der Redaktionen zu einer Gefährdung des Binnenpluralismus kommen könnte. "Wir wollen die Vielfalt noch steigern." Es werde nur jenes Medienunternehmen punkten können, das "ein Bündel von unterschiedlichen Sichtweisen und Zugängen" anbiete. "Wichtig ist, dass keine Strukturen betoniert werden, die in fünf Jahren nicht mehr der Arbeitsweise entsprechen, sondern dass man flexibel bleibt."
Die Causa Funkhaus
In punkto Funkhaus in der Argentinierstraße gab Wrabetz zu verstehen, dass man den Standort "auch in Zukunft als Kulturstandort" erhalten wolle. Jüngst haben sich Experten im Rahmen einer Klausurtagung der österreichischen Unesco-Kommission gegen eine Absiedelung der Sender Ö1, FM4 und Radio Wien ausgesprochen. Die Stadt Wien verliere dadurch "eine einzigartige innerstädtische Drehscheibe für aktuelle Informationen und ein in ganz Europa beispiellos erfolgreiches Radiokulturprogramm", wie es in einem Schlusskommunique heißt.
Gerade Kulturveranstaltungen sollen weiterhin im Radiokulturhaus stattfinden, laut Wrabetz möglicherweise sogar ausgebaut werden, versuchte er "Ängste bei den Kulturschaffenden" zu entkräften. Zudem sei ein Stadtstudio für den ORF geplant: Hier soll nicht "jede Abteilung einen eigenen Komplex bespielen, sondern ein Studio vorhanden sein, das es den Journalisten des ORF ermöglicht, stadtnah Dinge zu erledigen", so der ORF-Chef. Der Standort Argentinierstraße würde Wrabetz zufolge letztlich die "Vorteile des trimedialen Arbeitens" nicht überwiegen.