Nicht immer ist das Motto des "steirischen herbstes" auch für das darin integrierte "musikprotokoll" so herausfordernd und umsetzbar wie heuer, finden die Kuratoren Christian Scheib und Susanna Niedermayr.
Leitmotiv. Vom Leitmotiv "Nahe genug" fühlten sie sich aber sofort angesprochen. Ihr Untertitel "Die Musik und das Unmittelbare. Vom Nähen und Kochen, vom Liegen und Lieben, vom Radio- und vom Musikhören" verrät schon einiges. "Das steht nicht nur so da. Das tun wir wirklich alles", verspricht Christian Scheib. In einer zunehmend komplexer werdenden Musikbetriebsmaschinerie, die zwischen Komponist und Rezipient zahlreiche Vermittler schaltet, will das "musikprotokoll" das unmittelbare Tun, das Selbstangefertigte, das betont Subjektive, gar das Intime des Individuums ins Zentrum rücken.
Ergebnisse. So stellt Staalplaat Soundsystem, das zur "herbst"-Eröffnung mit dem/das "Instrument List-Halle" gespielt hatte, Ergebnisse seines Workshops zum Thema Klanggeneratoren vor. Goodiepal/Gaeoudjipari dirigiert Planeten und bringt mechanische Vögel zum Singen, das Institut für transakustische Forschung bespielt Drainage-Orgeln und beim "Wiener Gemüseorchester" werden die Instrumente zum Abschluss verzehrt.
Tradition. Daneben gibt es natürlich die Tradition quasi klassischer Konzerte mit zeitgenössischer Musik. Stolz ist man besonders darauf, dass die "mit dem Festival mitgewachsenen Komponisten" Beat Furrer und Georg Friedrich Haas auch im 40. musikprotokoll-Jahr mit Uraufführungen vertreten sind.
Höhepunkte. Als "gesellschaftlichen Höhepunkt" sieht Scheib das Konzert mit dem Radio-Symphonieorchester Wien, bei dem u. a. die von Friedrich Cerha vertonten Gedichte des "musikprotoll"-Mitbegründers Emil Breisach uraufgeführt werden. Diese laut Scheib "wohl spektakulärste Uraufführung" wird zudem vom Komponisten Cerha selbst dirigiert.
EVA SCHULZ