Frau Schwittau, Sie leihen als Synchronsprecherin Bart Simpson schon 20 Jahre Ihre Stimme. Fluch oder Segen?

SANDRA SCHWITTAU: Segen, klare Sache! Tolle Serie, schönes Projekt, lustige Rolle, macht großen Spaß. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass es doch ein bisschen auf die Stimme geht.

Inwiefern?

SCHWITTAU: Meine und Barts Stimme sind zwei Paar Schuhe. Ich drücke hinten auf die Stimmbänder drauf, was man eigentlich nicht machen soll um die junge, comichafte Stimme zu erzeugen. Zusätzlich bringt ein sogenannter Harmonizer noch zusätzliche Höhen rein.

Ihre normale Stimme klingt wie jene von Bart mit 25 Jahren.

SCHWITTAU: Meinen Sie? Ich denke, ich klinge eher wie eine Frau.

Weshalb wird Bart Simpson von einer Frau synchronisiert?

SCHWITTAU: Zu Anfang hat sich die Frage gestellt, nehmen wir für Bart kleine Jungen, die alle drei Jahre aufgrund des Stimmbruchs ausgewechselt werden müssen, oder nimmt man einen jungen Mann bzw. eine junge - oder mittlerweile schon ältere - Frau. Man hat alles ausprobiert und schickte alle Proben zu Century Fox in die USA. Die entschieden sich dann für mich. In den USA wird Bart auch von einer Frau gesprochen.

Wie viel Zeitaufwand steckt für Sie in einer Folge?

SCHWITTAU: Pro Tag spreche ich etwa vier Folgen ein. Pro Jahr gibt es 22 neue Folgen, also bin ich jährlich mit zirka fünf Arbeitstagen dabei.

Was machen Sie das restliche Jahr?

SCHWITTAU: Ich synchronisiere viel, etwa Hilary Swank, Eva Mendes, Renée Zellweger oder Milla Jovovich, spreche Hörspiele und Hörbücher und mache Lesungen. Außerdem bin ich Mutter von zwei Kindern und vor allem mein neunjähriger Sohn ist Stolz wie Bolle, dass die Mama Bart Simpson ist.

Haben Sie je Scherzanrufe getätigt, eine von Barts Lieblingsbeschäftigungen?

SCHWITTAU: Selbst wäre ich nicht auf die Idee gekommen, aber ich wurde von allen möglichen Freunden und Kollegen dazu genötigt, es zu tun.

Fließen in die Dialoge manchmal auch eigene Ideen ein?

SCHWITTAU: Wir haben natürlich ein deutsch getextetes Dialogbuch vorliegen, aber über manche Stellen kann man mit dem Regisseur schon sprechen. Der erste Regisseur wollte etwa "Eat my shorts" mit "Friss meine Unterhosen" übersetzen, da hab ich für "Friss meine Shorts" plädiert und das ist geblieben.

Welche Parallelen erkennen Sie zwischen Bart und sich selbst?

SCHWITTAU: Früher bin ich auch Skateboard gefahren. Und ich bin zwar nicht so doof wie Bart, aber so eine Wahnsinns-Intellektuelle wie Lisa bin ich auch nicht. Ich mag die Figur, weil sie so menschlich ist.

Haben Sie einen Lieblingssatz von Bart?

SCHWITTAU: Als Bart Jugendfotos von seiner Mutter Marge sieht, sagt er: "Wow, du siehst nicht wie eine Mum aus. Du siehst glücklich aus." Und seinen Satz "Es gibt nichts Cooleres, als sich selbst cool zu nennen" hab' ich mir gerahmt.