Hal Jordan ist als einziger Bürger unseres Planeten Mitglied der intergalaktischen Eliteeinheit Green Lanterns. Immer, wenn auf der Erde Gefahr droht, muss er ran. Ein geheimnisvoller Ring verleiht ihm überirdische Kräfte. Ryan Reynolds, 34, verkörpert diese Figur in der Comic-Verfilmung "Green Lantern", die in den USA schon weit über 100 Millionen Dollar eingespielt hat. Kürzlich lief der Streifen auch hierzulande an.

Herr Reynolds, war es leicht, Sie für diese Rolle zu überzeugen?

RYAN REYNOLDS: Anfangs nicht, denn ich hatte keine Ahnung von "Green Lanterns". Ich will immer haargenau wissen, warum der Held eines Films wie reagiert. In diesem Fall von Regisseur Martin Campbell. Sein Name war ein Bonus, denn ich finde, dass er das Bond-Abenteuer "Casino Royale" ganz ausgezeichnet gemacht hat. Bevor ich unterschrieb, trafen wir uns drei Mal. Beim ersten Mal war ich noch skeptisch, beim dritten Mal hatte er mich so weit, dass ich ihn fast anbettelte, Hal Jordan spielen zu dürfen. Noch etwas war mitentscheidend.

Und zwar?

REYNOLDS: Ich war überzeugt, dies sei der erste meiner Filme, in den all meine Nichten und Neffen gehen würden.

Für Interviews reisen Sie jetzt in viele Städte, kommen gerade aus Madrid. Wie verträgt sich das mit Ihrer Flugangst?

REYNOLDS: Ich habe keine Angst vor Flugzeugen, nur vor betrunkenen Piloten.

Die Zeitschrift "People" wählte Sie im Vorjahr zum "Sexiest Man Alive". Wie lebt man damit?

REYNOLDS: Man überlebt es. Jetzt, durch "Green Lantern", bin ich halt der "Sexiest Man" im Weltall.

Was gefällt Ihnen an der Figur des Hal Jordan?

REYNOLDS: Ich wollte vor allem nicht den absolut Furchtlosen spielen. Hal weiß ja gar nicht, warum ausgerechnet er als einziger Erdenbürger zu den "Green Lanterns" kam. Er hat Angst, sich einzugestehen, dass er Angst hat. Das verfolgt ihn den ganzen Film hindurch. Dabei erkennt er jedoch instinktiv ganz richtig, dass pure Furchtlosigkeit Wahn- und Irrsinn ist. Es geht vor allem darum, die Angst zu überwinden.

"Green Lantern" wurde 1940 erfunden. Erst 1959 wurde Hal Jordan eingebaut, der aber später aus den Comics verschwand. 2005 feierte er ein Comeback. Als Typ, der letztlich von der Kraft seiner eigenen Fantasie abhängig ist. Sind für Hollywood solche Charaktere seit den Ereignissen des 11. September besonders wichtig?

REYNOLDS: Wenn ich nachdenke - ja, da kann es durchaus Zusammenhänge geben.

Sie spielen unterschiedlichste Rollen. Immer Mut zum Risiko?

REYNOLDS: Mut ist da nicht nötig, denn ich habe meine Karriere langsam aufgebaut und dabei gelernt, auch mit Fehlern zu leben. Ich bin sehr selbstkritisch. Das ist anders als bei einem 21-Jährigen, der plötzlich durch irgendeine Rolle raufkatapultiert wird. So einer muss sich echt fürchten.

Sie sind Kanadier. Kommt Ihnen Hollywood manchmal wie ein Zirkus vor?

REYNOLDS: Sie sagen es. Ich verstehe es, wenn viele Kollegen lieber in New York leben. Dort ist alles normaler. In der U-Bahn trifft der Schauspieler seinen Anwalt, der Autor seinen Arzt und so weiter. Ich glaube, ich werde demnächst wieder ganz nach Kanada übersiedeln.

Sind Ihnen Kritiken wichtig?

REYNOLDS: Ich lese sie nicht mehr. Wenn ich früher 20 gelesen habe und 19 waren gut, habe ich mir nur die eine schlechte gemerkt. Warum soll ich mir das antun?

Gibt es eine Rolle, die Sie noch besonders gern spielen möchten?

REYNOLDS (lacht): Ja. Eine starke, schwarze Frau. . . INTERVIEW: LUIGI HEINRICH