GRAZ. "Wir, uns, mein" skandieren sie. Als oberstes Prinzip gilt "gewinnen". Dass nicht nur die Großeltern-Generation im Fieber des Dritten Reichs umrissen wird, sondern auch Jugendliche heute, macht Josef Maria Krasanovsky in Ödön von Horvaths "Jugend ohne Gott" überdeutlich. Neben Schüler-Marionetten sticht Lehrer Martin Niederbrunner hervor. Bruchlos bündelt er Fragen nach Moral, Religion, Menschlichkeit, eigener Feigheit und Verzagen. Herausragend zwischen überbordenden, nicht nur schlüssigen Regieeinfällen. Krasanovskys zweiter, von Reinhold Kogler musikalisch illustrierter Wurf im Next Liberty zerfranst trotz vieler guter Knoten mehrfach und reicht nicht an seinen phänomenalen "Tschick" heran. Außergewöhnlich ist jedoch die Ausstattung von Nikolaus Webern. Milchige Projektionswände für kunstvolles Spiel mit Licht und Schatten, Stilisierungen und Abstraktionen spiegeln die Geschichte atmosphärisch beklemmend wider. ELI SPITZ
"Jugend ohne Gott". Von Ödön von Horvath. Termine: 1., 8., 11., 12., 13., 25., 26.März. bis 8.5., Next Liberty, Graz. Karten: Tel. (03 16) 80 00. www.theater-graz.com