Viele Zuseher wird es überraschen, einige mit Sicherheit freuen - der ORF installiert nach Jahren der nicht stattgefundenen Fluktuation eine Showmoderatorin, die weder Doris Golpashin und noch viel weniger Mirjam Weichselbraun heißt. Alice Tumler trat dieser Tage die Nachfolge Golpashins als Präsentatorin der "Großen Chance" an. Gestern zeichnete die Innsbruckerin die zweite von fünf Folgen der Talentshow auf. Die Ausstrahlung beginnt am 13. September, die drei Livesendungen folgen ab 18. Oktober.
Jung und weit gereist
Mit Alice Tumler sicherte sich der ORF (vorerst für eine Staffel) die Dienste einer jungen weit gereisten Frau mit jahrelanger Berufserfahrung. Nach der Matura in Innsbruck zog die 34-Jährige nach London, um eine Mischung aus Journalismus und Soziologie zu studieren. "Weil ich unbedingt ein Reisemagazin moderieren wollte und es keine reinen Moderationsschulen gibt, war ich danach ein Jahr auf einer Schauspielschule in Paris". Dem folgten ein Job als Radiomoderatorin auf der Insel Martinique (der Heimat ihrer Mutter) und beim Pariser Musiksender TraceTV, wo die Mutter der zweijährigen Tia ihre Fernsehkarriere startete. "Als der Reisesender Voyage eine Moderatorin suchte und mich prompt genommen hat, dachte ich mir ,Juhu, ich habe es geschafft'". Doch nach einjähriger reiner Studioarbeit stieg Tumler aus und ins Flugzeug ein. Zwei Jahre gondelte sie durch die Welt, ehe 2007 ihr Handy im Süden Indiens klingelte und Kultursender arte ihr mitteilte, dass er sie gerne als Moderatorin einer Musiksendung einsetzen würde. Die wichtigste Voraussetzung: Dreisprachigkeit aus Deutsch, Französisch und Englisch. Kriterien, die Tumler übererfüllt, beherrscht sie zusätzlich noch Italienisch, Portugiesisch und Spanisch. Seither arbeitet sie bei arte und ihre Moderationen führen sie von Berlin bis Kuba.
arte und ORF
Dem ORF ist ihr Engagement nicht entgangen und so legt sie während der "Großen Chance" mehrere Zwischenstopps in Wien ein, ohne arte oder ihrem Hauptwohnsitz Lyon den Rücken zu kehren. "Ich kenne die französische und die englische Version des Formats, aber die österreichische ist viel netter - vor allem von der Jury her", meint Tumler, die Talentshows durchaus mag. "Solange die Kandidaten respektvoll behandelt werden und die Akzente auf den Talenten liegen".
Und mit welchem Talent würde sie selbst den Schritt zu einem Casting wagen? "Ich mache sehr viele Sachen gerne, aber keine gut genug, um sie aufzuführen - deshalb moderiere ich ja die Sendung". Zu ihren liebsten Hobbys zählt neben Yoga das Tanzen. Was Tumler für eine andere ORF-Hauptabendshow gleich doppelt qualifiziert...
CHRISTOPH STEINER