Es kommt nicht oft vor, dass sich ein Hundertjähriger monatelang auf den vordersten Plätzen der Bestsellerlisten festsetzt. Geschafft hat dieses Kunststück Allan Karlsson, die schrullige Figur, von dessen absurdem Leben der schwedische Autor Jonas Jonasson in seinem Romanerstling "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" erzählt. Nur elf Monate nach Erscheinen im deutschsprachigen Raum wurde hier nun die Schallmauer von einer Million verkaufter Exemplare gebrochen, rund 70.000 Stück stehen bereits in den österreichischen Haushalten. Weltweit wanderten seit der ersten Auflage im Jahr 2009 insgesamt 2,5 Millionen Bücher über die Ladentische, die Übersetzungsrechte wurden schon in 35 Länder verkauft.
"Allan Karlsson ist unser Held und man mag ihn. Andererseits ist er ein politischer Idiot, eigentlich eine sehr gefährliche Person", beschreibt der 51-jährige Schriftsteller seinen Protagonisten. Dieser entschließt sich, an seinem 100. Geburtstag Reißaus vor den Feierlichkeiten im Altersheim zu nehmen. Es folgt eine aberwitzige, mit viel knochentrockenem Humor beschriebene Flucht vor der Polizei, die den agilen Greis zunächst für eine brutale Killermaschine hält.
Das Buch enthält jede Menge Rückblenden auf historische Ereignisse des 20. Jahrhunderts, in die Allan Karlsson meist unfreiwillig verwickelt war. Und trotz seines Desinteresses am großen Weltgeschehen stellt Herr Karlsson die Weltpolitik mehr als nur einmal ganz beiläufig auf den Kopf.
Der rüstige Hundertjährige, der nur drei Jahre Schulbildung hinter sich hat, dafür aber ein hochbegabter Sprengmeister ist, verhindert etwa ein Attentat auf Churchill, begegnet in Forrest-Gump-Manier hohen Herren wie Stalin oder General Franco. Er hilft auf seiner fiktionalen Welttournee als Kellner den Amerikanern bei der Entwicklung ihrer Atombombe und macht später im Gulag Bekanntschaft mit Herbert (nicht Albert) Einstein - dieser wiederum wurde "aufgrund eines administrativen Fehlers der Russen zu 30 Jahren Lager verurteilt und ist so schlau wie ein Pfund Kartoffel".
Jonasson, der nach seinem Studium in Göteborg als Journalist für die Zeitungen "Smålandsposten" und "Expressen" und als selbstständiger Medien-Berater arbeitete, nach einigen Jahren im Schweizer Tessin nun mit seinem Sohn wieder in Schweden lebt, überlässt die Verfilmung seines Bestsellers seinem Landsmann Felix Herngren, der ab Herbst in Schweden und Osteuropa dreht.
Gemäß dem Lebensmotto von Allan Karlsson ("Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt"), hat sein Schöpfer übrigens schon Roman Nummer zwei in der Schublade. Der Arbeitstitel, ganz Marke Jonasson: "Die Analphabetin, die lesen konnte".