Conchita Wurst alias Tom Neuwirth ist am Sonntag im obersteirischen Bad Mitterndorf erstmals nach dem Sieg beim Eurovision Song Contest aufgetreten. Der Künstlerin wurde die Ehrenbürgerschaft verliehen, weiters wurde eine Dankes-Tafel enthüllt. Conchita fand gerührt kaum Worte und war sichtlich nervös, als sie vor ihrer Familie, Nachbarn und Bekannten sang.
Der Empfang für Wurst in "Bart Mitterndorf" gilt als Dank der Gemeinde an ihre "Botschafterin", meinte Bürgermeister Karl Kaniak. Polizeiangaben zufolge waren rund 1.500 Gäste in den Kurpark gekommen, um sich das Konzert von Conchita anzusehen. Dabei wurde bei der Planung des Auftritts Augenmerk auf den regionalen Bezug gelegt. So gab Wurst als erstes "California Dreamin'" im Duett mit Schulfreundin Kristin zum Besten. "Das haben wir schon viel früher immer gemeinsam gesungen", verriet Conchita und meinte: "Es tut gut zu Hause zu sein."
Als zweites war "Unbreakable" zu hören, wobei Wurst von ihren beiden Cousinen am Klavier begleitet wurde. Höhepunkt waren "That's What I am" und "Rise Like a Phoenix": Ersteres sang Conchita in Begleitung des Bad Mitterndorfer Chors, der sich in Trachtengewändern hinter ihr auf der Bühne aufgestellt hatte. Den Siegessong sang Wurst zusammen mit der Blasmusikkapelle Bad Mitterndorf. Da keine Noten für das Arrangement auflagen, mussten die Musiker diese selbst schreiben.
Conchita verschlug es danach bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft beinahe die Sprache, auch Tränen flossen. Mit heiserer Stimme meinte sie: "Danke für die schönste Kindheit der Welt." Bei der anschließenden Pressekonferenz konkretisierte sie: "Kindheit ist für mich die Zeit vor der Schule. Da war es egal, ob man in Frauenkleidern herumlief. Die schwierige Zeit war dann später, weil Kinder können sehr grausam sein." Den Rummel um ihre Person genieße sie noch immer: "Der raubt mir keine Energie, kann er gar nicht, weil ich mache es ja gerne. Buchhaltung dagegen raubt mir Energie."
Einen Heimaturlaub könne sie jetzt leider nicht einlegen: "Ich nehme ja ein Album auf." Ein Veröffentlichungstermin gebe es noch nicht, Gerüchten zufolge könnte er aber im Frühjahr 2015 sein, kurz vor dem Songcontest in Wien. Nervös war die Künstlerin vor heimischem Publikum mehr als sonst: "Ich habe so viele Erinnerungen gespürt, beim Blick in die Gesichter der vielen Bekannten hier." Sie sei sonst gerne kontrolliert und gefasst, aber das habe diesmal nicht funktioniert.
Die Ehrenbürgerschaft wurde im Wortlaut "Conchita Wurst alias Thomas Neuwirth" als "Dank und Anerkennung" verliehen. Die künstlerisch gestaltete Ehrentafel soll laut Kaniak an einer neuen Brücke im Ortszentrum angebracht werden, "als Symbol der Verbindung und Toleranz". Auf ihr ist jener Spruch zu lesen, den Conchita Wurst als erstes nach ihrem Sieg in Kopenhagen ins Mikrofon gesagt hatte: "This night is dedicated to everyone who believes in a future of peace and freedom. You know who you are - we are unity and we are unstoppable."
Beim Publikum kam das Konzert trotz eines leichten Regenschauers gut an. Pfarrer Michael Unger hatte auf der Bühne einige Anekdoten aus den frühen Jahren der Künstlerin zu erzählen: "Thomas war von Kind auf eine Rakete. Wir mussten das Mikrofon in der Kirche abdrehen. Ich sagte ihm schon damals: Die Bühne in Bad Mitterndorf ist zu klein, die Räume zu eng, bewirb dich wo."
In den Stunden vor dem Auftritt besuchte Conchita ihre Eltern zu Hause. Aus Mamas Küche gab es noch etwas zu essen, verriet Helga Neuwirth gegenüber der APA. Sie spreche ihren Sohn als Künstlerin mit "Frau Wurst" an: "Heute habe ich gesagt: Frau Wurst, Suppe ist fertig." Im elterlichen Gasthaus ist seit dem Sieg in Kopenhagen viel los: "Die Gäste kommen von überall her. Es waren sogar schon welche aus Mexiko bei uns", sagte Mama Neuwirth.