Der hoch dotierte Schweizer Jan Michalski Literaturpreis 2024 geht an die kanadische Comiczeichnerin Kate Beaton für ihre Graphic Novel „Ducks: Two Years in the Oil Sands“. Das Buch, eine Mischung aus Memoiren und Reportage, beschreibt zwei Jahre im Leben der Autorin, die sie in den Arbeiterlagern der Ölfelder im Westen Kanadas verbracht hat.
Die Jury lobte die visuelle Autobiografie „mit klaren Linien und Dialogen von großer erzählerischer Kraft“. Kate Beatons Werk gelinge es, „die sensibelsten und schmerzhaftesten Themen unserer Zeit – Superkapitalismus, Umwelt, Verarmung, Sexismus und Belästigung – aufzugreifen, ohne dass traumatische Erfahrungen ihre tiefe Empathie beeinträchtigen“, hieß es in einer Mitteilung von Mittwoch. Das ausgezeichnete Werk liegt auch in deutscher Übersetzung vor.
Harte Industriewelt
„Ducks: Two Years in the Oil Sands“ fußt auf den Erlebnissen von Beaton, als sie 21-jährig ihre Heimat Nova Scotia verließ. In der tausende von Kilometern entfernten Ölsandförderung in Alberta fand sie Arbeit. Dort lernte sie eine harte Industriewelt kennen, die geprägt war von sozialer Isolation, zermürbenden Arbeitsabläufen, psychischen Problemen und Drogenmissbrauch und das in einem feindlichen Klima von Umweltverschmutzung und Sexismus. Rund 15 Jahre später setzte sich Beaton „mit ihrem schlichten, schwarz-weißen Strich mit den Traumata auseinander“.
Die heute 41-jährige Beaton hat 2007 erste Zeichnungen im Internet publiziert. Ihre Arbeiten werden seither regelmäßig im „New Yorker“, im „Harper“ oder der „National Post“ abgedruckt. Sie hat auch Sammlungen veröffentlicht, für die sie in Nordamerika mehrere Preise gewonnen hat.
Der mit 50.000 Franken (rund 53.700 Euro) dotierte Jan-Michalski-Preis wird seit 2010 jährlich für ein Werk der Weltliteratur verliehen. Berücksichtigt werden Werke aller literarischen Genres als auch Sachbücher. Zu den bisher Ausgezeichneten gehören die Venezolanerin Karina Sainz Borgo (2023), Irina Scherbakowa aus Russland von Memorial International (2021) oder die Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk (2018).