Ein Festival, das man so erfinden müsste, wenn es dieses noch nicht gäbe. Belege für diese Behauptung lassen sich im Programm der neunten Ausgabe von InTaKT finden, das morgen mit einer Neuerung eröffnet. Ein Poetry-Slam im GrazMuseum von Menschen mit und ohne Behinderung, Behinderung insbesondere hörenden und nicht hörenden Menschen, bei dem alle Texte in Österreichische Gebärdensprache übersetzt werden. Motto: Neues wagen, Freiräume schaffen, Barrieren überwinden. Das Slam-Thema „Zusammenleben“ ist bewusst gewählt: „Wir versuchen, Kunst und Soziales zu verbinden. Es braucht eine Sensibilisierung für die Bedarfe verschiedener Personen“, erklärt Christoph Kreinbucher-Bekerle, der das Festival gemeinsam mit Lina Hölscher leitet.
„Dann ist plötzlich alles einfach“, beschreibt Hölscher ihre Beobachtung, was passiert, wenn man Menschen mit und ohne Behinderung in direkten Kontakt treten, wenn direkt erlebt und kommuniziert wird. Ein Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist für die Co-Festivalintendantin die Sensibilisierung bei Kindern und Jugendlichen: Dass Inklusion etwas Selbstverständliches hat und für die Kunst einen Mehrwert bietet: „Es gibt durch Inklusion einfach mehr Ausdrucksformen“, betont Hölscher.
Über Sinn und über das Nichts
Zu den Höhepunkten des morgen beginnenden Festivals zählt mit „Sinnlos ist Viel und Nichts“ eine Musik- und Tanzproduktion über das Elementare im Leben: Was ist Sinn, und wo ist eigentlich das Nichts? Antworten werden von neun Darstellern gesucht, die aktuell die neue Theaterakademie von LebensGroß (Leitung: Lina Hölscher) besuchen: Die dreijährige Ausbildung ist ein Meilenstein für Menschen mit Behinderung, der Schwerpunkt des praxisorientierten Unterrichts liegt auf der darstellenden Kunst. Regie führt Julia Gratzer, die zuletzt ein aufsehenerregendes Stück mit Strafgefangenen in der Justizanstalt Karlau realisierte.
Seit Lina Hölscher 2016 das erste InTaKT-Festival auf die Bühnen brachte, stieg das Bewusstsein im Theaterbereich für Notwendigkeiten: einerseits das allgemeine Recht auf Teilhabe an Kultur zu stärken, andererseits das künstlerische Potenzial zu nutzen. „Graz braucht das“, sagt Hölscher und auch die Politik hat das erkannt. Auch deswegen, konnte sich das InTaKT als fixe Größe etablieren.
Ein Wiedersehen gibt es mit der „Momo“ aus dem Mezzanin Theater mit Agnes Zenz, aus dem Dschungel Theater Wien kommt das Tanztheaterstück „Hexen“, live übersetzt in die Gebärdensprache. Interessante Begegnungen verspricht „Blind Time Drawing“, eine gemeinsame Arbeit einer Malerin und einer Musikerin, beide mit verbundenen Augen, oder das „Sockenwirbel-Klangtheater“.
InTaKT-Festival. 7. bis 11. November. Infos und Karten: intakt-festival.at